
Empören. Sich zu empören, scheint derzeit eine der wenigen Kategorien zu sein, in der Deutsche im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz einnehmen können. Über alles und jedes wird sich empört, besonders gerne empört man sich über Dinge, von denen man wenig bis keine Ahnung hat.
In Köln-Eigelstein empören sich Anwohner gerade über einen Laden, der Messer zum Verkauf feil bietet:
Ruth Wennemar, Sprecherin des Bürgervereins Eigelstein. sagt: „Wir sind schockiert über das, was hier angeboten wird, und viele Anwohner sind es ebenfalls. Keine 50 Meter von hier, auf dem Ebertplatz, wurde vor eineinhalb Jahren ein Mensch durch einen Messerangriff getötet und hier wird das Werkzeug solche Taten ganz offen verkauft. Mit den Messern, die hier im Schaufenster liegen, will niemand Kartoffeln schälen, das gesamte Sortiment dient ausschließlich der Ausübung von Gewalt.“
Das ist natürlich ein toller Grund, sich zu empören: Ein Einzelhändler, der sich erdreistet, legal und im Rahmen der Gesetze auch Messer zu verkaufen. Und das, obwohl irgendwo im Umkreis vor längerer Zeit ein Mann von jemand anderen mit einem Messer getötet wurde. So viel Empörung wird ja wohl noch erlaubt sein. Bestimmt haben auch alle Supermarktketten im Umkreis vor anderhalb Jahren sämtliche Schneidwaren aus dem Sortiment genommen, um Frau Wennemar nicht zu triggern.
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