Eine der dümmlichsten und zugleich populärsten Verschwörungstheorie in Deutschland ist der von den selbst ernannten „Reichsbürgern“ oder „Kommissarischen Reichsregierung“ gepflegte Mythos der angeblichen „BRD GmbH“. Deren krude Thesen. wonach das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 weiter existiert und alle bundesrepublikanischen Gesetze ungültig wären, halten bei näherer Betrachtung keine fünf Minuten stand. Es finden sich aber immer wieder neue Jünger, die auf die von den „Reichsbürgern“ laienhaft interpretierten und aus dem Zusammenhang gerissenen Versatzstücke von nationalen wie internationalen Gesetzes- und Vertragswerken hereinfallen und ihr neu gewonnenes „Wissen“ in sozialen Netzwerken munter weiterverbreiten.
Kein Journalist, kein Redakteur, der seinen Job halbwegs ernst nimmt, würde es auch nur in Erwägung ziehen, diese gequirlte Kacke zu adeln, in dem man eine solche Ansammlung von Halbwahrheiten und dreisten Lügen als „Fakten“ dem Zuschauer oder Leser präsentiert.
Beim Mitteldeutschen Rundfunkt ist man sich allerdings nicht zu schade, gequirlte Kacke auf Reichsbürgerniveau als „Fakten“ zu präsentieren:
Scheinbar ohne jegliche Plausibilitätsprüfung werden dem MDR-Konsumenten die zusammenfantasierte „Sportmordwaffen“-Statistik des Roman Grafe als „Fakten“ verkauft. Man hat sich in der MDR-Redaktion nicht einmal die Mühe gemacht, einen eigenen Text zu verfassen und gleich die perfide Formulierung des Kreativstatistikers übernommen:
Etwa 150 Menschen wurden seit 1991 mit Schusswaffen von Sportschützen getötet.
Fast gleichlautend heißt es auf der „sportmordwaffen“-Seite:
Was ist denn nun genau damit gemeint, mit „mit Schusswaffen von Sportschützen getötet“?
Geht es um Sportschützen, die mit Schusswaffen getötet haben oder geht es um Tötungsdelikte, bei dem das Tatmittel eine Sportwaffe war, ungeachtet dessen, ob der Täter selbst Sportschütze war?
Die geschickte Formulierung lässt jede Interpretation zu.
Ob da zwei Teenager eine Familie mit einer gestohlenen Sportwaffe töten,
ob ein Geisteskranker auf einem Schießstand mit einer dort geliehenen Waffe tötet,
ob eine ehemalige Sportschützin drei Menschen tötet, davon einen mit ihrer Sportwaffe –
was nicht passt, wird passend gemacht.
So kommt man dann wenigstens auf ein paar Jahre mit zweistelligen Opferzahlen und kann „sagenhafte“ 150 angebliche Sportwaffenopfer für zwei Jahrzehnte zusammenfantasieren.
Der unbedarfte Leser oder Zuschauer, dem die in die Zehntausende gehende Gesamtzahl der Opfer von Tötungsdelikten im gleichen Zeitraum als Vergleichswert wohlweislich vorenthalten wird, ist Opfer von gezielter Manipulation und Desinformation.
Oder, wie man das beim MDR nennt, „Fakten“.
Die Reichsbürger lassen grüßen.
Download: SportMordWaffen-Liste aufgedröselt (c) Gunboard.de
Man muss lange suchen bis man via google auf den Zusammenhang von Psychopharmaka und school shootings oder Attentate trifft. Aber offensichtlich werden die Quellen mehr und seriöser. Man kann nur hoffen, dass die Einschläge demnächst etwas dichter kommen und Psychiater weniger leichtfertig mit Ritalin u.ä. umgehen – oder dass die potenziellen Patienten kritischer werden und diese Verschreibungen nicht mehr nachfragen.
http://www.konjunktion.info/tag/psychopharmaka/
Zumindest bei einigen Zeitungsartikeln wird in Nebensätzen und sehr zaghaft auf „Medikamenteneinfluß“ oder „medizinischer Behandlung“ hingewiesen.
Der MDR ist doch auch mit den erstaunlich sachlichen Kommentaren auf die Nase gefallen:
http://www.mdr.de/sachsen/pro-contro-waffensport100_cpage-3_zc-83a55117.html#userComments
Schließlich sollte das doch auch Ansporn für die kritischen vertreter der 4ten Gewalt sein, die Hinweise auf fortgesetzt wahrheitswidrige Behauptungen von Graefe und Co. zu recherchieren. Oder auch mal einen neutralen Ballistiker wie Herrn Kneubuehl fragen, oder den Herrn von der Rechtsmedizin Bremen?
Nur werden alle Sachverständigen die Behauptungen absehbar zerlege und daher sicher nicht befragt werden!
@ 1
Selbst Frau Bannenberg hat schon 2014 darauf hingeweisen: Ausnahmslos alles deutschen Täter wiesen entsprechende Krankheitsbilder auf und waren zumindest zeitweilig auch mit entsprechenden Pharmaka behandelt worden.
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