Nicht nur rechnerisch: ÖRR agitiert wieder einmal gegen legalen Waffenbesitz

Nach der Waffenrechtsverschärfung ist vor der Waffenrechtsverschärfung. Und wenn der ÖRR in konzentrierter Form Dummfug zum Thema „legaler Waffenbesitz“ sendet, dann ist das oftmals nichts anderes, als die flankierende Begleitmusik zu weiteren Waffenrechtsverschärfungen. Dem selbst nicht oder zumindest nicht wissentlich selbst vom Waffenrecht betroffenen und diesbezüglich relativ unbedarften Normalbürger muss schließlich Angst gemacht werden. Angst vor Mitbürgern, die legal Waffen besitzen und, so wird es dargestellt, erschreckend selten von Behörden kontrolliert werden.

Screenshot: tagesschau.de

So vermeldet die „Tagesschau“ unter Verweis auf einen unsäglich tendenziösen Beitrag von „Report Mainz“:

Ein Risiko für uns alle

41,2 Jahre – so lange würde es laut Recherchen von Report Mainz rechnerisch dauern, bis Behörden alle Waffenbesitzer bundesweit einmal kontrolliert haben. 

https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/waffen-kontrolle-101.html

Okay, laut Tagesschau haben also die Recherche-Experten von „Report Mainz“ ausgerechnet, dass erst in über vier Jahrzehnten alle Waffenbesitzer einmal kontrolliert wurden. Ein Grund für die Lieschen Müllers dieser Welt, sich gar fürchterlich vor ihren Freunden, Nachbarn, Verwandten oder Kollegen zu fürchten, die legal Waffen besitzen und nur einmal in ihrer Lebensspanne kontrolliert werden.

Jedenfalls, wenn man der „Tagesschau“ bzw. „Report Mainz“ glauben darf.

In der Realität sieht die Sache natürlich „geringfügig“ anders aus. Bevor die Behörde einem Antrag auf Erteilung einer waffenrechtliche Erlaubnis entspricht, wird der jeweilige Aspirant – kaum zu glauben – kontrolliert. Die Behörde prüft die persönliche Eignung und die Zuverlässigkeit des Antragstellers, seit 2020 zudem noch dessen Verfassungstreue. Diese Prozedur wird nach Erteilung der waffenrechtlichen Erlaubnis spätestens nach drei Jahren und dann regelmäßig wiederholt. Bei den Erlaubnisinhabern, die Waffen auf Grund des Bedürfnisses „Sportschießen“ erworben haben, steht zudem wirderkehrend die Prüfung auf „Fortbestands des Bedürfnisses“ auf dem Plan. Auch steht jeder Erlaubnisinhaber in der Bringschuld, der zuständigen Behörde den Nachweis zu erbringen, dass die erlaubnispflichtigen Schusswaffen gesetzeskonform in entsprechend zertifizierten Waffenschränken aufbewahrt werden. Dieser Nachweis erfolgt üblicherweise durch Vorlage der Rechnung und/oder eines Fotos des Behältnisses.

Tatsächlich wird der Besitzer registrierter Schusswaffen regelmäßig und engmaschig kontrolliert, nur eben nicht in Form anlassloser Kontrollen zu Hause. Was natürlich auch ganz praktische Gründe hat: Im Gegensatz zu den Recherche-Experten der ARD wissen die Sachbearbeiter in den Ordnungsämtern, dass der Missbrauch von legal besessenen, erlaubnispflichtigen Schusswaffen in der Praxis eine extrem seltene Ausnahme ist. Selbst wenn man hoch greift und pro Jahr zehn Tötungsdelikte annehmen würde, bei dem der Täter ein Jäger oder Sportschütze ist und mit einer legal besessenen Waffe tötet:

Es würde – rechnerisch – über 50 Jahre dauern, bis jede der über 500 Waffenbehörden einmal „an der Reihe“ gewesen wäre und ein schwarzes Schaf in ihre Zuständigkeit fiele. Wenn in einem Jahr in über 98 Prozent der 513 Ordnungsämter die Missbrauchsquote der von ihnen verwalteten Waffen ohnehin bei exakt null war, dann lässt sich die auch durch doppelt oder dreimal so viele vor-Ort-Kontrollen nicht weiter senken.

Noch länger warten muss der von „Tagesschau“ und „Report Mainz“ ob des angeblichen „Risiko für uns alle“ verängstigte Bürger, bis er selbst einem Sportmordwaffentäter zum Opfer fällt: Bleiben wir bei den zehn Opfern pro Jahr und 83 Millionen Einwohnern, dann ist jeder rechnerisch einmal in 8,3 Millionen Jahren dran.

„Report Mainz“ und die „Tagesschau“ hätten auch mit dieser Schlagzeile an die Öffentlichkeit gehen können, sie wäre genau so gut oder schlecht wie die mit den „41,2 Jahren“. Aber mit „Kein Risiko für uns alle – 8,3 Millionen Jahre – so lange würde es rechnerisch dauern, bis alle Bundesbürger Opfer eines Legalwaffenbesitzers wurden“ kann man nun mal nicht für Waffenrechtsverschärfungsvorhaben der Bundesregierung agitieren.

Titelfoto von Saed Abu Hmud auf Pixabay