„Triumph der Ballermänner“: Wie „Der Spiegel“ vom Nachrichtenmagazin zur Aushilfspostille der Ministerialbürokratie degeneriert

Nachdem in einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ erneut ein massiver, unsachlicher Angriff auf die deutschen Jäger und Sportschützen gestartet wurde, ist es sicherlich reiner Zufall, dass der Spiegel keine 24 Stunden später mit brachialer, publizistischer Gewalt in die gleiche Kerbe schlägt.

Wolf Wiedmann-Schmidt twitterte am 11. Februar über eine reißerische Reportage, die auch in der am 12. Februar erscheinenden Printausgabe zu finden ist.

Screenshot: https://twitter.com/schmidtwolf/status/1492107844451188737

Da der Artikel in der Online-Ausgabe hinter der Paywall liegt, lässt sich leider nur die Überschrift und der kurze Teaser zu lesen. Diese entspricht dem Text, der auch auf dem oben eingefügte Screenshot von Herrn Wiedmann-Schmidt erscheint:

Screenshot: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/waffenrecht-in-deutschland-wie-die-schuetzenlobby-eine-verschaerfung-verhinderte-a-a912aace-4943-4637-a027-82b3cebf4b25

Als sporadischem „Spiegel“-Einzelheftkäufer ist dem Verfasser leider nicht bekannt, ob es beim Spiegel Usus ist, dass die Überschriften in der Online- bzw. Printversion extrem voneinenander abweichen. Jedenfalls fällt im gedruckten Heft auf, dass da nicht halbwegs sachlich die „Schützenlobby ein schärferes Waffenrecht verhinderte“. In der Druckausgabe offenbart der Spiegel ungeschminkt, welcher als besonders rechtstreu geltenden Bevölkerungsgruppe die Sympathien der Redakteure nicht gelten. Jägern und Sportschützen. Oder, wie man beim Spiegel sagt, „Ballermänner“…

Zwar hat sich der Spiegel bereits mit der dümmlich-reißerischen Headline „Triumph der Ballermänner“ eindeutig gegen die von Waffenrechtsverschärfungen Betroffenen positioniert. Aber immerhin folgen in den ersten beiden Spalten des Artikels Informationen zu der langen Krankengeschichte und Polizeiakte des späteren Massenmörders, der im Vorfeld der Tat durch krude Schreiben an Behörden regelrecht um Aufmerksamkeit bettelte. Erfolglos.

Leider entschied sich die Redaktion des „Spiegel“, ihre Ressourcen nicht dafür zu nutzen, um dieses unfassbare Behördenversagen aufzudröseln und die Politik unter Druck zu setzen, endlich für eine zeitgemäße IT-Ausstattung und Vernetzung der Ämter zu sorgen. Schonungslos die Folgen einer immer weiter schreitenden Überregulierung aufzeigen, die erst dafür sorgt, dass Behörden permanent am Anschlag arbeiten und nie Land sehen. Mit der Konsequenz, dass zwangsläufig Lücken im Gesetzesvollzug entstehen, die dann, wie im Fall Hanau geschehen, fatale Folgen nach sich ziehen.

Der Spiegel hat sich dafür entschieden, lieber das völlig berechtigte Scheitern des Behördenversagen-Ablenkungsmanövers „Gesetz zur Verbesserung waffenrechtlicher Überprüfungen“ im Nachgang zu skandalisieren. Statt die Sinnhaftigkeit von Anlassgesetzgebung zu hinterfragen, wie man es von einem „Spiegel“ vielleicht früher hätte erwarten können, prostituiert man sich nun als Aushilfspostille für weinerliche Ministerialbürokraten, denen man ein von ihnen heiß begehrtes Bürokratiemonstergesetz zur weiteren Gängelung von Waffenbesitzern vorenthalten hat.

Dabei scheint für die Spiegel-Redakteure Jörg Diehl, Martin Knobbe und Wolf Wiedmann-Schmidt auch noch das skandalöse Verhalten darin zu bestehen, dass die Volksvertreter nicht nach der Pfeife von Beamten und Polizeigewerkschaftsfunktionären tanzten, sondern auf die völlig legitime Kritik der betroffenen Bürger eingegangen sind. Das Grundgesetz scheint man jedenfalls nicht mehr allzu wichtig zu nehmen in Hamburg.

So passt es auch ins Bild, dass die Bürokraten hinter dem Gesetzentwurf vom Spiegel durchgängig als „Experten“ bzw. „Fachleute“ bezeichnet werden. Nur nicht die Menschen, die als Waffenbesitzer ausnahmslos über eine staatlich geprüfte Waffensach- bzw. Waffenfachkunde verfügen und die sich beruflich und/oder als Hobby täglich mit dem Waffengesetz und seinen Verordnungen herumärgern müssen. Diese direkt von Waffengesetz und jeder weiteren völlig überflüssigen Verschärfung Betroffenen versucht der Spiegel, als „Schützen-Lobbyisten“ zu diskreditieren. Geredet hat man scheinbar mit keinem, schließlich hat man ja fünf Ordner voll kopierter Akten aus dem BMI. So geht Recherche! Die erfolgreiche Protestbriefaktion des VDB wird dagegen klein zu reden versucht. Diese sorgte nur „angeblich“ für eine Flut von 20.000 Schreiben.

Zwar erwähnt der Spiegel die Verärgerung von Herrn Seehofer und seiner fleißigen Bürokraten über das Scheitern seines Gesetzesvorhabens. Dass sich der Minister durch die Art und Weise, wie dieses Gesetz durchgepeitscht werden sollte, bei den vom Waffenrecht betroffenen Bürgern unbeliebt gemacht hat, erfährt der Leser nicht. Auch nicht über die kaum zwei Jahre zurückliegende Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie in deutsches Recht, bei der Seehofers Ministerium entgegen aller Versprechungen weit über die EU-Vorgaben hinausging und so massiv an Vertrauen und Glaubwürdigkeit einbüßte.

Der aufschlussreichste Teil des Artikels kommt zum Schluss, es ist auch der Teil, der bei Jägern und Schützen sowie ihren Interessenvertretungen sämtliche Alarmglocken schrillen lassen muss:

Als Seehofer am 8. Dezember sein Amt an die neue Bundesinnenministerin Nancy Faeser übergibt, bittet er sie unter vier Augen, an der Stelle nicht lockerzulassen.
Faeser braucht diesen Hinweis allerdings nicht. Die SPD-Politikerin kommt aus Hessen und forderte nach dem Hanau-Attentat selbst schärfere Regeln. Jetzt will sie offenbar einen konkreten Anlauf nehmen.

Weiteres Ungemach droht, es werden weiterhin Sündenböcke gebraucht und Waffenrechts-Verschärfungsaktionismus, den man der breiten Öffentlichkeit und wider besseres Wissen dann als „Zugewinn für die Innere Sicherheit“ verkaufen wird. Auch Dank der tätigen Mithilfe von „Spiegel“ und Co.

Die Zeichen stehen auf Sturm und wer als Betroffener nicht bereit ist, wenigstens eine Interessenvertretung wie z. B. VDB-Member durch eine Mitgliedschaft zu unterstützen, braucht sich hinterher nicht zu beklagen, wenn obrigkeitsgläubige Polizei- und Überwachungsstaatsfetischsten am Ende die Oberhand gewinnen. Hilfe von Außerhalb ist kaum zu erwarten, schon gar nicht von der „vierten Gewalt im Staat“. Die hat längst die Fronten gewechselt.

Beitragsfoto von Markus Spiske auf Unsplash