Oha, in der „Süddeutschen Zeitung“ ist ein Artikel mit Waffenbezug erschienen, in dem tatsächlich so etwas wie eine sachliche Darstellung der Deliktsrelevanz legal besessener Schusswaffen vorkommt:
Statistisch gesehen wird mit Waffen der Sportschützen Missbrauch nur im Promillebereich verübt.
Natürlich muss diese Ungeheuerlichkeit sofort relativiert werden, so heißt es bereits im nächsten Satz:
Das hilft den Opfern von Winnenden (16 Tote, 2009), Erfurt (17 Tote, 2002) oder Bad Reichenhall (fünf Tote, 1999) freilich nicht: In diesen und anderen Fällen waren die jungen Täter Angehörige von Sportschützen und schossen mit deren Waffen oder waren, wie Robert Steinhäuser in Erfurt, selbst Sportschützen.
Selbst nach einem Massaker wie dem in München, in dem eine nachweislich illegale Schusswaffe als Tatmittel verwendet wurde, agitiert die „Süddeutsche“ in der gewohnten Manier gegen legalen Waffenbesitz und vor allem gegen Sportschützen. Autor Joachim Käppner offenbart dazu noch sein profundes Fachwissen über die als Tatwaffe verwendete Glock 17:
Für normale Bürger ist es fast unmöglich, legal in den Besitz einer Glock 17 oder ähnlicher Waffen zu kommen. Ausnahmen sind, neben Polizeibeamten, Spezialberufe wie Jäger oder Menschen, die zum Selbstschutz eine Pistole tragen dürfen; das sind allerdings nur einige Tausend Personen.
Im Umkehrschluss sind dann wohl hunderttausende Bürger, die ganz legal und im Einklang mit dem geltenden Waffengesetz „solche und ähnliche Waffen“ besitzen, nicht „normal“.
Aber es wird noch besser:
In der Praxis aber gibt es ein großes Einfallstor: Sportschützen dürfen unter geringen Auflagen scharfe Schusswaffen erwerben, nach Schätzungen und Zahlen des Nationalen Waffenregisters sind daher bis zu sechs Millionen dieser Waffen legal in privater Hand.
Aha, das hunderte-Millionen-Euro-Projekt „Nationales Waffenregister“ muss Zahlen schätzen und unter „geringen Auflagen“ kann man in Deutschland eine Glock legal erwerben.
Wenn dem so ist, warum hat es bisher nicht einer diese superinvestigativen Journalisten geschafft, im Selbstversuch die „geringen Auflagen“ zu erfüllen und sich so ein Ding besorgt? An welcher „geringen Auflage“ scheitert das Vorhaben? Fehlt es an der persönlichen Eignung? Der mangelnden Zuverlässigkeit? Kann man das lächerliche Jährchen Mindestzugehörigkeit in einem Schießsportverein nicht abwarten? Scheitert man an der Sachkundeprüfung? Fehlt die Zeit für das vorgeschriebene, regelmäßige Training? Ist die Wohnung zu klein für einen Waffenschrank? Verdient man als Journalist zu schlecht, um sich das alles leisten zu können?
Oder liegt es schlicht daran, dass man lieber populäre Latrinenparolen weiterverbreitet, anstatt sich wenigstens oberflächlich mit der Materie zu befassen? Das würde zumindest erklären, warum es selbst an waffenrechtlichem Basiswissen mangelt und vom „Waffenschein“ fabuliert wird, wo die Waffenbesitzkarte gemeint ist.
Nur Besitzer von richtigen Waffenscheinen sind dazu berechtigt und müssen ihre Legitimation auch online nachweisen. In Deutschland darf niemand, der keinen solchen Waffenschein hat, eine scharfe Schusswaffe besitzen.
So wundert es nicht, dass auch bei der Beschreibung der Tatwaffe keinerlei Fachwissen durchschimmert:
„Sie ist leicht zu handhaben, sie neigt nicht zu Ladehemmungen und wiegt wegen des hohen Kunststoffanteils nicht viel; vor allem aber lassen sich mit einer einzigen Magazinladung 17 Patronen des Kalibers 9 Millimeter verschießen, ohne dass der Schütze nachladen muss. Der Abzug ist ungewöhnlich leicht zu drücken, so dass der Schütze weniger Training benötigt als bei herkömmlichen Pistolen. Kein Wunder, dass Waffenkritiker in den USA der Glock 17 bezeichnende Beinamen gaben: „Todesmaschine“ oder „Terrorpistole“.
Klar, bei allen anderen Pistolen braucht man einen Abschluss als Raketentechniker, um damit zu schießen und der „leichtgängige“ Safe-Action-Abzug sorgt für die ungemeine Beliebtheit der Glock 17 speziell bei den statischen Präzisionsdisziplinen.
Kaum vorstellbar, wie viele Millionen Menschen Hitler, Stalin und Konsorten hätten umbringen lassen können, wenn sie schon im Besitz dieser „Todesmaschinen“ gewesen wären…
Diese fachliche Kompetenz lässt sich eigentlich nur noch von Hollywood toppen:
»Der Punk hat eine Glock 7 gezogen! ’Ne Ahnung, was das ist? Eine Pistole aus Porzellan, hergestellt in Deutschland – taucht nicht auf Metall-Detektoren auf und kostet mehr, als Sie im Monat verdienen!«
Beim Gucken von „Die Hard 2“ ist es einem wenigstens bewusst, dass man die frei erfundene Handlung einer ausschließlich auf Unterhaltung angelegten Filmproduktion konsumiert. Beim Lesen eines Artikels einer seriösen Tageszeitung sollte man dagegen weniger frei erfundene Passagen erwarten dürfen.
Ja, das übliche Konvolut und Gehetze der Alpenprawda, ernsthaft etwas konstruktives erwartet? Auch der Autor K. biegt sich die Realität auf sein begrenztes Einsichtsvermögen und passt alles in seine Wunschvorstellungen ein. Rechtlich korrekte oder gar waffentechisch neutrale Informationen sind doch garnicht gefragt, es geht um Stimmungsmache und Instrumentalisierung, das neudeutsch auch als „künaxten“ bezeichnet wird.
Prantls Alpen-Prawda in Höchstform!