Roman Grafe hyperventiliert

Heute vor einer Woche, am 15. August 2016 rief mich der Chefredakteur der Lokalredaktion der hiesigen Zeitung an und fragte mich in meiner Funktion als Pressesprecher der Schützengesellschaft Kamenz e. V. an, ob ich für ein Gespräch zur Verfügung stehe. Hintergrund war das äußerst erfolgreiche Abschneiden der deutschen Sportschützen in Rio. Der Redakteur, Herr Oehl, interessierte sich in diesem Zusammenhang auch für meinen Verein im Speziellen und das Schützenwesen im Allgemeinen. Nach kurzer Rücksprache mit meinem Vereinspräsidenten Dieter Raack wurde für den darauffolgenden Dienstag kurzfristig ein gemeinsamer Gesprächstermin vereinbart.

Es war ein langes, ausführliches und sehr offenes Gespräch mit Herrn Oehl, den ich vorher persönlich noch nicht kennen gelernt hatte. Er stellte Fragen, die ich gemeinsam mit meinem Präsi bestmöglich beantwortete. Selbstverständlich wurden auch kritische Punkte angesprochen, wie der Missbrauch legaler Schusswaffen in Erfurt oder Winnenden oder die sog. „amerikanischen Verhältnisse“.

Durch Verweis auf offizielle und für jedermann einsehbare Quellen wie die Polizeiliche Kriminalstatistik oder die Statistiken des FBI konnte das eine oder andere populäre Märchen widerlegt werden. Ein von mir mitgebrachter Quelle-Katalog von 1967, auf dem zwischen Autoersatzteilen und Kinderspielzeug Sport- und Jagdwaffen nebst Munition volljährigen Kunden zum Kauf angeboten wurden, interessierte den Redakteur ganz besonders. Zumindest schien es für ihn vollkommen neu zu sein, dass, zumindest in Westdeutschland, einstmals relativ liberale Waffengesetze Geltung fanden und Volljährige echte Waffen erwerben konnten.

Zwei Tage später erschien der Artikel und fand, zumindest auf Facebook, ein ziemlich großes Echo. Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungsartikeln, die mehr oder weniger vor Fehlern strotzten, hat Herr Oehl alle wesentlichen Punkte sachlich und korrekt wiedergegeben. Alle getroffenen Aussagen lassen sich belegen, keine der sonst üblichen Latrinenparolen wurde bemüht, keine hohlen Phrasen gedroschen.

So weit zur Vorgeschichte.

Heute, am 22. August, druckte die SZ Lesermeinungen dazu ab. Roman Grafe höchstpersönlich hatte zur Feder gegriffen und Gift und Galle gespuckt. Aber wie:

„Der Autor hat im Artikel derart ausführlich und unwidersprochen Sportschützen-Propaganda betrieben, dass wir uns fragen, ob der Mann selber ein Waffenfanatiker ist oder ob er für seinen Artikel doppelt bezahlt wurde.“

Wumm. So eine hohe Meinung hat Journalist Grafe von seinen Kollegen. Alles bestechliche Fanatiker. Außer ihm.

Aber vielen Dank, Herr Grafe, für die tiefen Einblicke in Ihre krude Gedankenwelt, die keinen Widerspruch zu Ihrer Meinung zulässt. Die einem Berufskollegen von Ihnen, der seinen Job genau so erledigt, wie man es von einem ECHTEN Journalisten erwarten sollte, Parteilichkeit, ja sogar Bestechlichkeit unterstellt. Weil er seinen Lesern nicht Ihre selbst zusammenfantasierten „Statistiken“ präsentiert, sondern es wagt, jederzeit überprüfbare Tatsachen vermittelt.

Vielen Dank, dass Sie hier genau mit den gleichen Nicht-Argumenten, mit der gleichen Faktenallergie reagieren, wie man es spätestens seit 2009 von Ihnen kennt. Unterstellungen, Diffamierungen, Hetze gegen Andersdenkende und überhebliche, selbstgerechte Moralpisserei auf höchstem Niveau.

Der Graf’sche „Beweis“ für die Parteilichkeit/Bestechlichkeit des Redakteurs:

„Ein Beispiel: „Für Raack und Krainz jedenfalls steht fest, dass von Schützenwaffen im Grunde keine Gefahr ausgeht.“ Richtig ist: Für den Zeitraum von 1990 bis 2016 hat die Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“ mehr als 230 Todesopfer dokumentiert – getötet mit Waffen von Sportschützen, ohne Suizide.“

Wie immer, wenn Grafe mit seiner Opferzahl haussieren geht, bleibt er es natürlich schuldig, wie viele Opfer Tötungsdelikte insgesamt in diesem Zeitraum forderten. Und diese Zahl dürfte locker bei 45.000 liegen, bei denen alles andere als Tatmittel verwendet wurde, nur keine legal besessene Sportschützen-Waffe. Von 1993 – 2014 waren es bereits 39.551.

Nach der Grafe-Logik ist der Redakteur deshalb entweder „selber ein Waffenfanatiker“ oder ihm wurde „der doppelte Preis bezahlt“, weil er eine Aussage von zwei Schützenbrüdern wiedergegeben hat, die ihrerseits lediglich aus dem Bundeslagebild Waffenkriminalität zitiert haben. Und dort steht im Prinzip Jahr für Jahr etwas wie

Straftaten, bei denen Schusswaffen verwendet wurden, machen lediglich rund 0,2% aller in der PKS erfassten Fälle aus. Das für die Bevölkerung aus der Waffenkriminalität resultierende Gefährdungspotenzial ist daher insgesamt als gering zu bewerten, wenngleich für einzelne Betroffene durch den illegalen Einsatz von Schusswaffen eine erhebliche Gefährdung für Leib und Leben verbunden sein kann.

Nichts anderes hat der „Schützen-Lobbyist“ behauptet, nichts anderes wurde von der Zeitung wiedergegeben.

Nichts als Fakten. Direkt vom Bundeskriminalamt. Oder, wie es Roman Grafe nennen würde, „Sportschützen-Propaganda“.

Foto unten: Leserreaktionen auf den SZ-Artikel (darauf klicken, zum Vergrößern)
Viel Spaß beim Lesen!
0t_2016_mt_sz_leserbriefe_22082016