Innovation: Rückgebaute Frontlader-Piratenrevolver

Wer hätte das gedacht:

Nachdem bei einer Polizeiübung das realististsche aller nur denkbaren Szenarien einer bewaffneten Geiselnahme durchgespielt wurde,

Horrorszenario: Geiselnahme und Entführung unter Waffengewalt, Opfer angeschossen, Polizei jagt Entführer, fernsehreife Szenen, schwerer Verkehrsunfall – leidenschaftlicher Waffensammler rächt sich für Waffenverbot.

kam es am Dienstag in Düsseldorf zu einer exakt so ablaufenden, echten Geiselnahme. Fast, jedenfalls.

Kurz nach seiner Festnahme hat Frank M. bei der Bundespolizei ein paar Sätze gesagt. Er habe auf die Beamten geschossen, die im Hauptbahnhof auf ihn zugekommen waren, weil er fürchtete, sie könnten ihm seine Waffen abnehmen. Davon, dass er danach einer unbeteiligten Frau in den Kopf geschossen hat, sprach der 48-Jährige nicht. Stattdessen verlangte er einen Anwalt.

Okay, der Verbrecher war ein von staatlichen Transferleistungen lebender Bekloppter und kein unbescholtener Waffensammler, die Tatwaffe war, wie statistisch gesehen zu erwarten, illegal und die Beamten im Einsatz reagierten offenbar auch nicht ganz so souverän und professionell, wie dies ihre übenden Kollegen getan haben.

Die gute Nachricht: Die Geisel ist außer Lebensgefahr und der Dreckskerl, der ihr eine Kugel in den Kopf jagen wollte, ist in Haft und kommt hoffentlich auch nicht so schnell wieder an die frische Luft.

Die schlechte Nachricht: Auch Mitte 2011 garantieren Meldungen mit Waffenbezug Grund zum Gelächter.

„Bild“ berichtet über die verwendeten Tatwaffen gewohnt kompetent:

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Hoffen wir, dass „Bild“-Redakteure niemals in die Verlegenheit kommen, einen Artikel über Land- oder Waschmaschinen schreiben zu müssen und ihnen der korrekte Begriff für „Frontlader“ gerade nicht einfällt.

Da klingt doch die z. B. über die Nachrichtenseite von t-online verbreitete dapd-Meldung wesentlich sachkundiger:

Die sichergestellten Pistolen hatten jeweils nur einen Schuss frei. Vom Aussehen glichen sie umgerüsteten Piratenrevolvern.

Zum Glück ist die Meldung auch mit einem Foto garniert, so dass man sich sogleich ein Bild vom umgerüsteten Piratenrevolver machen kann:

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Da kann man wohl nur größten Respekt zollen vor diesem profunden Fachwissen. Die meisten Laien hätten diese „umgerüsteten Piratenrevolver“ wohl eher als ab 18 Jahren frei erwerbbare Derringer-Replika aus italienischer oder spanischer Produktion identifiziert. Nur wahre Experten wie der leider anonyme Berichteschreiber haben erkannt, dass es sich bei den Tatwaffen um rückgebaute GAU-2/A handelt, die der Geiselgangster bei seinem letzten Urlaub am Horn von Afrika in einer somalischen Seeräuber-Spelunke beim Pokern gewonnen hat.

Vielleicht hat der Autor aber auch nur „Fluch der Karibik“ zu oft angeguckt oder mit einem Western verwechselt. Oder er ist selbst einer der Untoten aus Davy Jones Piratencrew und auf ewig dazu verdammt, als Strafe für seinen unredlichen Lebenswandel fortan für die dapd Agenturmeldungen verfassen zu müssen.

3 Kommentare

  1. „Psychisch kranker Waffennarr“ lässt keinen Raum für Interpretationen: Psychisch erkrankt weil er ein Waffennarr ist. Anders kann man den die Entgleisung des jornalistische Elendsviertel wohl nicht erklären.

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