Thüringer Schützenbund zeigt, wie man Interessen nicht vertritt

Der Leidensdruck innerhalb des DSB bzw. seiner Landesverbände scheint immer noch nicht hoch genug zu sein. Möglicherweise hat man den vorliegenden Referentenentwurf aus dem BMI auch nur nicht richtig gelesen. Oder man hat ihn gelesen, ist aber gar nicht in der Lage, die weitreichenden Folgen abzuschätzen, die eine Umsetzung dieses feuchten Traums der Ministerialbürokratie in geltendes Recht hätte.

Screenshot: welt.de

In einem Artikel in der „Welt“ wird der Vizepräsident des Thüringischen Schützenbundes, Hans Gülland, zitiert.

Auch der Thüringer Schützenbund sieht in schärferen Vorgaben keinen wesentlichen Sicherheitsgewinn. Vizepräsident Hans Gülland zeigte sich allerdings offen für Überlegungen, die Verfügbarkeit von Schreckschusswaffen einzuschränken. Sie könnten leicht mit scharfen Waffen verwechselt werden. «Auch ist das Schießen mit diesen Waffen nicht ungefährlich», sagte Gülland.

Ein mögliches Verbot halbautomatischer Waffen spielt aus Sicht von Gülland für die Sportschützen in Thüringen keine Rolle. Es gebe für die Schützen seines Verbandes keine Disziplin, in denen derartige Gewehre genutzt würden.

https://www.welt.de/regionales/thueringen/article243249461/Verbaende-Schaerferes-Waffenrecht-ist-Populismus.html

Für Herrn Gülland scheint es kein Problem zu sein, wenn die ca. 540 für waffenrechtliche Erlaubnisse in Deutschland zuständigen Behörden bis Ende 2025 zehn oder zwanzig Millionen dann erlaubnis- und registrierpflichtige SRS-Waffen erfassen sollen. Vielleicht sind die Ordnungsämter in Thüringen so unausgelastet, dass sie den über Jahrzehnten gewachsenen Bestand von durchschnittlich 10.000 scharfen Waffen pro Behörde locker noch um jeweils 20.000 – 40.000 Schreckschusswaffen in knapp zwei Jahren ergänzen können. Das wären ja nur 40 – 80 jeden einzelnen Arbeitstag in 2024 und 2025, zusätzlich zu den ganzen neuen Kleinen Waffenscheinen, zusätzlich zu den neu zu registrierenden Armbrusten Da wartet man eben auf den nächsten Voreintrag oder die Verlängerung des Jagdscheins ein paar Jahre länger…

Das Verbot von „kriegswaffenähnlichen“ halbautomatischen Selbstladebüchsen ist für die Thüringer auch kein Problem, man verfügt ja über kein Landessportprogramm mit entsprechenden Disziplinen. Das es in den benachbarten Landesverbänden Sachsen-Anhalt und Sachsen sehr wohl Disziplinen für Selbstladegewehre gibt, scheint Herrn Gülland nicht zu stören. Betrifft ja nicht Thüringen.

The same procedure as every Waffenrechtsverschärfung

Die Verbände bzw. ihr Spitzenpersonal scheinen nicht in der Lage zu sein, dazuzulernen. Seit Jahren werden sie nach der immer gleichen Masche abgezockt. Der Gesetzgeber wünscht, von der verbliebenen „Waffenbesitz“-Salami ein Viertel abzuschneiden und fordert erstmal die Hälfte.

Anstatt diese unverschämte Forderung als völlig unbegründet zurückzuweisen und dies auch medienwirksam und lautstark kund zu tun, lügt man sich die Sache schön. Nicht nur das, man unterstützt sogar nach dem Floriansprinzip völligen Unsinn, der vermeintlich nur Dritte betrifft. Am Ende büßt man dann „nur“ ein Drittel der verbliebenen Rechte ein und verkauft das dann den eigenen Mitgliedern noch als großartigen Verhandlungserfolg, weil die Gegenseite ja ursprünglich die Hälfte forderte.

So stirbt das deutsche Schützenwesen Stück für Stück. Nicht wegen des Gesetzgebers, sondern wegen zu vielen Verbandsfunktionären, die über jedes hingehaltene Stöckchen des Gesetzgebers springen.

Beitragsbild: Bruno /Germany from Pixabay