Wenn sich Journalisten mit einem Thema sachlich und unvoreingenommen auseinandersetzen, wenn man die Welt so beschreibt, wie sie ist und nicht, wie sie vielleicht sein sollte, wenn Tatsachen zählen und nicht die eigene Meinung oder gar Haltung, dann könnte dieses Weblog sofort seinen Betrieb einstellen und wäre vollkommen überflüssig.
Leider sind wir davon wohl noch ziemlich weit entfernt.
Es ist aber durchaus möglich, gut recherchierte und faktenstrotzende Artikel zu schreiben, wie ein Artikel aus der Feder von Redakteur Friedemann Diederichs am 8. August 2019 im „Offenburger Tageblatt“ beweist. Schon die Einleitung geht mit der eigneen Zunft hart ins Gericht:
Die Morde in der „Windy City“ Chicago stellen die Opferzahlen von Amokläufen deutlich in den Schatten – US-Medien ignorieren die Lage allerdings oft.
Und dann folgt das, was die Waffenverbieter nicht hören wollen. Fakten, Realität, Ist-Zustand.
Von Freitagabend an waren 55 Menschen durch Schusswaffen getroffen worden, sieben von ihnen tödlich.
(…)
Seit Jahresbeginn wurden in Chicago rund 1600 Menschen von Kugeln getroffen, mehr als 300 starben.
(…)
Über Chicago, die Heimatstadt von Ex-Präsident Barack Obama, redet die Opposition auch deshalb so ungern, weil die Stadt nicht in die politische Agenda passt. Sie hat mit die schärfsten Waffengesetze im Land – doch diese zeigen so gut wie keine Wirkung. Die meisten Pistolen, Revolver und Gewehre in der seit Jahrzehnten demokratisch regierten Metropole werden auf den Straßen illegal gehandelt. Und wer von einem der Cops beim Besitz einer dieser Waffen ertappt wird, muss von der liberalen Justiz der Stadt kaum etwas befürchten.
(…)
Von 1100 Menschen, die vom 1. Mai bis 28. Juli wegen Verstößen gegen Waffenbesitz-Gesetze festgenommen wurden, ließen die Haftrichter 719 wieder laufen.
Sicher, wer sich etwas mehr als nur oberflächlich mit der Materie befasst hat, wie es viele politisch und/oder in sozialen Netzwerken aktive Waffenbesitzer tun, für den liefert der Artikel natürlich keinen besonderen Erkenntnisgewinn.
Für die Masse der Medienkonsumenten, die keinen direkten Bezug zur Jagd oder zum Schießsport und damit zwangsläufig auch zum Themenkomplex Waffenrecht bzw. Schusswaffenkriminalität haben, sieht das allerdings anders aus. Sie müssen sich ihre Meinung an Hand der Informationen aus den Nachrichten, aus Reportagen und der Zeitung aus zweiter Hand bilden.
Und genau hier ist Agitation und Manipulation Tür und Tor geöffnet.
Man könnte über Länder berichten, die mehr Tote durch Waffengewalt zu beklagen haben, als die USA. Man könnte aufzeigen, dass sich die Tötungsrate in den letzten 30 Jahren in den USA mehr als halbiert hat, trotz um 25% gestiegener Bevölkerung und um eine vermutlich wenigstens doppelt so hohen Zuwachsrate, was die Waffen betrifft. Statt dessen pflegt man die sattsam bekannten Klischees von vor vierzig Jahren und schwadroniert von „amerikanischen Verhältnissen“, obwohl man diese mittlerweile eher in London verorten muss.
Es wäre zu wünschen, dass dieser Artikel nicht nur aufs „Offenburger Tageblatt“ beschränkt bzw. hinter der Bezahlschranke der „Aachener Zeitung“ verborgen bleibt.
Leider werden weiterhin genau so reichweitenstarke wie meinungsbildende Formate wie der „Spiegel“, die „Zeit“, „n-tv“ oder „T-Online“ mit ihren äußerst einseitigen und weitestgehend faktenfreien Artikeln die Debatte beeinflussen und nicht zur Versachlichung beitragen. Aber immerhin gibt es nun auch den einen oder anderen verlinkbaren Artikel auf Deutsch, in dem Ideologie und populäre Phrasen außen vor bleiben und die sich auf die Fakten beziehen.
Hoffen wir, dass der Herr Diederichs nun keine Nachteile im Job erleidet, weil er diesen ordentlich erledigt.
Vielen Dank an Jürgen H. für den Hinweis auf diesen Artikel!
Nachtrag 12.08.2019:
Der Artikel ist auch über die OVB-Heimatzeitungen komplett verfügbar.
Vielen Dank an Daniel F. für den Link!
Wenn viele Schusswaffenopfer dem Drogenkrieg geschuldet sind, sollte man die Drogenkonsumenten vielleicht darüber aufklären, dass Sie an ihre heiße Ware kommen können, ohne den Drogenkrieg zu befördern. Nämlich mit der Lieferung an tote Briefkästen und der Bezahlung über Kryptowährungen:
https://opaque.link/post/dropgang/
In dem Artikel wird es zwar nicht erwähnt, aber gegen diese alternative Pharmavertriebsmethode scheint mir nicht nur die Polizei machtlos zu sein, sondern auch konkurrierende Drogenkartelle.
Besser wäre es natürlich, die Menschen würden keine Drogen konsumieren (und regelmäßig Backups von ihren Computern anlegen und mehr Sport machen …). Aber wenn die Menschen (einschließlich einiger Bundestagsabgeordneter) es trotzdem tun, sollten sie wenigstens dazu beitragen, dass solche Verhältnisse, wie sie am Görlitzer Park herrschen, aufhören. Wer seine Drogen an toten Briefkästen abholt, stört niemand anderen.
Wenn die Leute leichter an Drogen kommen, werden auch nicht automatisch mehr Menschen süchtig. Den größten Anreiz, Leute anzufixen, hat ein Junkie, der damit seine eigene Sucht finanzieren will. Dies gelingt ihm um so weniger, je leichter man auf anderen Wegen an Drogen kommt.
Scher schön, ich muss aber doch wieder meckern:
Es gibt keine „Schusswaffwaffentoten“, solche Wortwahl suggeriert eine Tötung durch einen unbelebten Gegenstand, was könnte falscher sein?
Die Hetze und Manipulationen durch ZON und SPON sind mal wieder schwer erträglich, immerhin sei angemerkt wenn mal wieder jemand von Toten aller US.Krieg anfängt, davon sind 60-80% Opfer von Brand- und Splittern, einschlägig.
Man kann diesen sehr guten Artikel hier online lesen: https://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/politik/ausland/die-vergessenen-toten-von-chicago_aid-44845777
Vielen Dank für die Zusammenfassung.
Zurzeit bin ich gerade bei einer europäischen Meisterschaft im Schießsport in Deutschland wir haben zwei amerikanische Gäste bei uns einer von ihnen hat genau das Thema auch angesprochen dass Chicago die Stadt ist mit den meisten Schusswaffen Toten ich habe nach dem Hintergrund gefragt er sagt klar und deutlich Drogenkriminalität nach Ursachen zu fragen warum ist wichtig. es hat nie was damit zu tun dass Waffen leicht erhältlich sind sondern das ist irgendein menschliches Problem.
Text eingegeben per Spracheingabe weil schneller bitte nicht auf Rechtschreibung achten viele Grüße