In der Sondersendung von „Hart, aber fair“ vom 24. Juli zum Amoklauf von München reden die Gäste sehr sachlich über das Geschehene. Man versucht, die Persönlichkeit des Täters zu begreifen, es geht um Videospiele, Mobbing und die Beschaffung einer illegalen Schusswaffe über das Darknet.
Das der Täter auch in Winnenden zu Besuch war, nimmt man zum Anlass, über eine Liveschaltung Frau Nalepa, die Mutter eines der Opfer von Winnenden, in die Sendung zu holen. Nach dem Redeschwall dieser sichtlich traumatisierten Frau kommt dann der Herr Plasberg endlich zum Punkt (und vermutlich der Grund der Schaltung) und fordert Frau Nalepa auf, ihre Forderung an die Politik zu richten. Dem kommt sie nach und fordert, wie schon bei ihren erfolglosen Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, privaten Waffenbesitz zu verbieten. Zuerst natürlich die legalen, damit dann die Polizei mehr Zeit hätte, sich um die illegalen Waffen zu kümmern.
Flankiert wird das Ganze dann durch die einschlägig bekannte „Expertise“ des Herrn Professor Pfeiffer. Demnach ist es dem verschärften Waffenrecht zu verdanken, dass die jährliche Zahl von Schusswaffenopfern von 632 Toten Mitte der neunziger Jahre auf 129 im Jahr 2015 gesunken sei. Das suggeriert, dass Waffengesetze Wirkung zeigen und ein restriktives Waffenrecht Tötungsdelikte mit Schusswaffen dezimiert.
Leider habe ich kurzfristig keine Zahlenreihe gefunden, die diese Behauptung belegt. Nur soviel: Sogar der für seine kreative Statistikführung bekannte Antiwaffenlobbyist Roman Grafe kommt trotz einfallsreicher Zählweise auf gerade mal 234 Schusswaffenopfer, die er irgendwie Sportschützen in die Schuhe schiebt. Allerdings über einen Zeitraum von 25 Jahren. Und hier stellt sich dann die Frage: Wenn selbst Grafe im Jahresmittel auf weniger als zehn angebliche Sportmordwaffenopfer kommt, wer hat dann die hunderte anderen Schusswaffenopfer verursacht, die es dann ja gegeben haben muss?
Frank Plasberg und sein „Faktencheck“ werden sicher keine Antwort liefern, das ist und war ja auch nicht die Mission.
Einmal mehr fühlt man sich als sachkundiger Zuschauer vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen für dumm verkauft, zu offensichtlich war die Manipulation der unbedarften Zuseher. So einfach geht das, aus einer Sondersendung zu einem aktuellen Ereignis ohne jeglichen Bezug zu legal besessenen Schusswaffen doch wieder irgendwie gegen registrierte Waffen in Händen von Sportschützen agitieren zu können, Politiker unter Druck zu setzen und zu hoffen, dass am Ende doch vielleicht ein Verbot heraus springt.
Übrigens hat der Herr Plasberg nicht zum ersten Mal seine Anti-Waffen-Haltung deutlich gemacht:
In der Sendung vom 1. Februar 2016 (ab Minute 48:00) wäscht er einem Zuschauer, der tatsächlich gewagt hat, ein liberaleres Waffengesetz zu fordern, ordentlich den Kopf…