Müll aus Marl

In Bielefeld hat ein mutmaßlicher Sportschütze zwei Menschen und anschließend sich selbst erschossen. Eine Beziehungstat, wie sie sich täglich in Deutschland ereignet, nur eben üblicherweise mit anderen Tatmitteln als Schusswaffen. Mit „Bielefeld“ geht für die Waffenverbieter eine lang anhaltende Flaute zu Ende. 15 Wochen und Dutzende ignorierte Tote jeden Monat hat es gedauert, bis sie wieder mal einen Fall vorweisen können, der ihnen ins Konzept passt.

Darum kommen sie jetzt wieder aus ihren Löchern gekrochen und fordern mal wieder: Schärfere Waffengesetze, Waffenverbote, keine Schießstände in Schulen.

Letztere Forderung stammt von einer „Bürgerliste WIR für Marl“. Nun muss man nicht jeden Hirnfurz von bestenfalls auf kommunaler Ebene relevanten Wählervereinigungen auf die Goldwaage legen und überbewerten. Die Verlautbarung dieser „Bürgerliste“ ist aber in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.

Zum mutmaßlichen Mord eines 75-Jährigen, der erst zwei Menschen und dann sich selbst mit einer Sportwaffe ermordet haben soll, meint die Bürgerliste WIR für Marl. Das schreckliche Blutbad in Bielefeld hat erneut eindringlich gezeigt, dass der private Schusswaffenbesitz in Deutschland schärfer reglementiert werden muss.

Ja klar, damit könnten die „schrecklichen Blutbäder“, von denen hierzulande 80 % gänzlich ohne Verwendung von Schusswaffen angerichtet und in den restlichen Fällen 19 von 20 Schusswaffen illegal waren, natürlich signifikant gesenkt werden. Von ungefähr 600 auf ungefähr 595. Und das auch nur, wenn sich die durchschnittlich jährlich fünf derart verhinderten Täter an die Hypothese der Legalwaffenverbieter halten und nicht einfach, wie ohnehin 99% der Täter, auf andere bzw. illegale Tatmittel ausweichen.

In Marl gibt es noch immer Schiess-stände an Schulen, das lehnt WIR für Marl ab.
Vor kurzen hat die Ratsmehrheit von SPD, CDU, FDP und bum wieder ein Schießstand am zukünftigen Baugebiet Haardschule genehmigt. In einem Städtischen Gebäude neben der Hülser Realschule befindet sich ebenfalls eine Schiessanlage. WIR meint SchülerInnen und Schülern soll nicht beigebracht werden, dass Schusswaffen zur Normalität gehören. Alle Bemühungen von WIR für Marl, Schiessanlagen In und in der Nähe öffentlicher Gebäude zu Verhindern wurden von den Schützenfreunden im Rat abgelehnt. Eine Kinder und Jugend feindliche Politik , meint WIR für Marl.

Selbstgerechtes Moralgeschwafel auf höchstem Niveau. Ob die ehrbaren Bürgerlistenbürger auch so mutig gegen Minderheiten hetzen, wenn es nicht gegen Sportschützen und deren Interessen geht, sondern beispielsweise um Veganer, Homosexuelle, Reiter oder Hundehalter?

Natürlich nicht. Denn da geht es, zumindest bei Reitern und Hundehaltern, um die eigenen Interessen.

Auf der „WIR für Marl“ Kandidatenliste offenbaren einige der KandidatInnen ihre Hobbies und politischen Ziele.

Die Isabel D. gibt u. a. an:

„Schutz und Gleichberechtigung aller Tiere“.

Also Wahlrecht für Wale und mehr Rechte für Hechte oder so. Andere Probleme hat man in Marl wohl keine zu lösen.

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Die Dagmar D. listet auf:

„In meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Acrylmalerei, Skaten, Jogging, Klavierspielen, Dressurreiterei und unseren Tieren.“

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Und die Schirin D. setzt, natürlich vermutlich auch vollkommen uneingennützig, ihre Schwerpunkte folgendermaßen:

Tierschutz.
In zehn Ländern Europas gibt es keine Hundesteuer.

Forderung: Hundesteuer abschaffen,
Pferdesteuer verhindern.

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Schön, dass die – mutmaßlichen – Hunde- und PferdebesitzerInnen aus der D.-Sippe erst mal an den eigenen Geldbeutel denken und entsprechend den Wegfall bzw. die Nichteinführung entsprechender Steuern fordern. Das ist ja auch grundsätzlich eine gesunde Einstellung und unterstützenswert.

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Aber gleichzeitig Waffenverbote zu fordern, die für hunderttausende unbescholtene und rechtstreue Waffenbesitzer de facto eine kalte Enteignung bedeuten – damit haben die feinen Damen und Herren WIR(r)-Köpfe überhaupt kein Problem!

Beim „Verfasser“ des eingangs erwähnten Artikels, ein gewisser Siegfried Schönfeld, weiß man nach kurzem Googlen, woher der Wind weht:

1,4 Millionen Menschen in Deutschland besitzen Schusswaffen – insgesamt circa sechs Millionen Stück. Im einwohnerstärkeren Land Japan verfügen nur 140000 Personen über eine Schusswaffe. Das führt dazu, dass es in Deutschland deutlich höhere Mordzahlen zu verzeichnen gibt, als in Japan. Internationale Studien belegen den Zusammenhang von hohen Mordraten und hoher Schusswaffendichte.

Diese Passage, inklusive der Überschrift der angeblichen „WIR“-Pressemitteilung, hat der werte Herr Schönfeld wortwörtlich von der Homepage der „Grünen“ Bundestagsfraktion kopiert.

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Immerhin scheinen die „Grünen“ lernfähig zu sein und man hat wohl festgestellt, dass England doch nicht soooo gut als leuchtendes Vorbild einer entwaffneten Gesellschaft taugt. Darum muss jetzt Japan herhalten.

Für die „Grünen“ im Bundestag und in Marl ist klar, dass nur die wenigen legalen Schusswaffen in Japan für die niedrigere Mordrate verantwortlich zeichnen. Andere Gründe, wie der extrem niedrige Anteil schlecht integrierter Einwohner mit Migrationshintergrund, das Fehlen von Landgrenzen und der damit verbundene Transitverkehr inklusive Menschen- und Waffenschmuggel, hat damit natürlich bestimmt nichts zu tun. Und die exorbitant hohe Selbstmordrate in Japan, sonst für „Grüne“ immer direkt auf die Verfügbarkeit von Schusswaffen zurückzuführen, lässt man großzügig unter den Tisch fallen.

Man könnte auch eine andere Insel auswählen, die mit „Ja“ anfängt und auf der ein sehr strenges Waffenrecht gilt. Aber Jamaica hat bei lächerlichen 65.000 registrierten Schusswaffen eine um den Faktor 7 bis 11 höhere Mordrate pro 100.000 Einwohner als die USA und passt damit natürlich nicht ins Weltbild der realitätsverweigernden Waffenverbieter.

Egal, ob sie sich „Grüne“ nennen oder als „WIR für Marl“ tarnen.

Nachtrag 24.05.2014:
Siehe da, der Herr Schönfeld war lange Zeit ein Grüner. Danke an Gunboard-User Ausbilder Schmidt für den Hinweis…

Siegfried Schönfeld gibt auf

Da wäre jetzt nur noch zu klären, ob er tatsächlich für „WIR“ gesprochen hat oder ob er nur seinen grünen Verbots- und Bürgerentmündigungsreflexen gefolgt ist.

6 Kommentare

  1. ein im Vergleich zu dem Artikel auf der Marler Bürgercommunity hervorragend recherschierter Bericht bei dem man sogar einen kommentar drunterschreiben kann, der länger als eine Stunde stehen bleibt ohne wieder gelöscht zu werden.

    danke und weiter so!

  2. Ein Hinweis noch zu Japan: Die haben dort eine 3x höhere Suizid Rate als Deutschland, oder die USA. Die linksgrün versifften argumentieren doch immer, dass mehr Knarren auch zu mehr Selbstmorden führen. Da muss doch mit den Japanern irgendwas nicht stimmen. Die bringen sich schließlich auch ohne Knarre um. :-/

  3. Nach meiner Ansicht ist es widernatürlich, Hunde in Etagenwohnungen zu halten. Ein Pferd als Reittier zu missbrauchen und vor allem die Praktiken, die bei der Pferdedressur angewandt werden, ist übelste perverse Tierquälerei, die ich als Sportschütze total ablehne. Ich fordere daher ein Totalverbot für Hunde in Privatwohnungen und das Halten von Pferden für Reit-, Spring- und Dressurwettbewerbe.

  4. Es tut so gut zu sehen, dass es in unserem Land doch ein paar klar denkende Menschen gibt (sowohl Autor als auch Kommentierer).

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