Kopf – Tisch – Aua! Kopf – Tisch – Aua!

Seit heute weiß ich endlich, dass ich kein „echter Sportler“ bin. Ich kann zwar einige Platzierungen und Landesmeistertitel mit großkalibrigen Kurzwaffen im BDMP Landesverband Sachsen vorweisen, aber die habe ich dann wohl als „falscher Sportler“ eingeheimst.

Das Ausschlusskriterium, welches mich und hunderttausende andere Sportschützen in Deutschland zu keinem „echten Sportlern“ erklärt, stammt von einem Peter Frohberg, seines Zeichens Druckluftwaffen(?)-Trainer bei der „Privilegierten Scheiben-Schützen-Gesellschaft zu Dresden„, kurz „PSSG“. Der vertritt nämlich in einem halbseitigen Artikel in der aktuellen Wochenendausgabe (26./27.04.2014) der „Sächsischen Zeitung“ höchst eigenartige Ansichten:

Das Sächsische Innenministerium zählte im Februar 135.571 erlaubnispflichtige Schusswaffen in Privatbesitz. Für Trainer Frohberg kommt diese Zahl jedoch nicht durch Sportschützen zustande:

Ach nee? Durch wen denn dann? In Sachsen sind, wie zitiert, ca. 135.000 registrierte Waffen in privatem Besitz, ein großer Teil davon dürfte auf Waffenbesitzkarten von den derzeit 13.500 Sportschützen eingetragen sein. Der Landesjagdverband Sachsen hat ca. 6.500 Mitglieder. Wer soll die Waffen denn sonst besitzen? Etwa die paar Waffensammler oder gar Altbesitzer?

Das „Beste“ kommt aber noch: (Das erklärt vielleicht die für diesen Blogeintrag gewählte Überschrift…)

Ein echter Sportler nimmt seine Waffe niemals mit nach Hause, sondern schließt sie im Verein ein, wo er sie auch braucht“, erklärt er. „Ein Formel-1-Fahrer nimmt sein Auto ja auch nicht mit nach Hause.

Abgesehen davon, dass ein Formel-1-Bolide im Gegensatz zu einer Kurzwaffe nicht in ein Behältnis von der Größe eines Schuhkartons passt: Formel-1-Cracks wie Vettel oder Alonso besitzen privat Dutzende stark motorisierte Supersportwagen mit Straßenzulassung und fahren mit diesen natürlich auch zum Spaß durch die Gegend, während ihre Dienstfahrzeuge von einer Rennstrecke zur nächsten transportiert und für das kommende Rennen vorbereitet werden.

Auch die wenigsten Kunstflugpiloten dürften über einen eigenen Hangar zu Hause verfügen, genau so, wie viele Wassersportler ihr Motorboot irgendwo einmieten, weil ihre Dreizimmerwohnung im vierten Stock in Innenstadtlage nun mal keinen direkten Zugang zu einem offenen Gewässer hat.

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Ansonsten dürfte es aber ziemlich normal sein, dass die meisten Individualsportler ihre eigenen, mitunter ziemlich teuren Sportgeräte, soweit diese in eine Tasche passen, auch ganz selbstverständlich mit nach Hause nehmen. Weil man sein Ausrüstung warten und pflegen muss, weil man an wechselnden Orten trainiert oder an auswärtigen Wettkämpfen teilnimmt oder Trockentraining betreibt. Oder schlichtweg, weil man verhindern möchte, dass sich Dritte am eigenen Eigentum vergreifen – und sei es nur, um es zu befummeln.

Leider erfährt man nicht, warum denn nach Ansicht des Herrn Frohberg angeblich ein „echter“ Sportler seine Waffe „niemals“ mit nach Hause nimmt. Vom Deutschen Schützenbund oder Sächsischen Schützenbund sind, zumindest mir, entsprechende Aussagen oder Forderungen gänzlich unbekannt und würden auch den Verbandsaussagen gegen eine zentrale Waffenaufbewahrung widersprechen.

Es passiert selten genug, dass sich eine Zeitungsredakteurin Zeit für ein Probetraining im Schützenverein nimmt und der fertige Artikel auch noch an prominenter Stelle in einer Wochendendausgabe platziert wird.
Warum sich da ausgerechnet ein Trainer hinstellen und durch nichts belegte Aussagen verbreiten muss, die genau so auch von grünen Waffenverbietern oder dem Aktionsbündnis aus Winnenden stammen könnten, ist einfach nicht nachvollziehbar.

Wenn er persönlich die Kosten für einen eigenen Tresor scheut oder ihm die Last der Verantwortung zu groß ist – geschenkt. Aber die Masse der Sportschützen, egal ob Breiten- oder Leistungsportler, als keine „echten Sportler“ zu diffamieren, weil sie auf ihr Eigentum lieber selbst aufpassen, ist eine schallende Ohrfeige für hunderttausende rechtstreue, verantwortungsbewusste Bürger.

Vielleicht hat ein materiell und wahrscheinlich auch finanziell gut ausgestatteter Großstadtverein wie die PSSG keine Probleme bei der Nachwuchsgewinnung. Vielleicht betrifft es nur die kleineren, überalternden Vereine in der Provinz, zu denen auf Grund des vom Gesetzgeber willkürlich festgelegten Mindestalters kaum noch Kinder bzw. Jugendliche den Weg finden. Möglicherweise hat man dieses schwerwiegende Problem, das über kurz oder lang zahlreiche Schützenvereine ins Aus manövrieren wird, im Gespräch mit der SZ-Redakteurin Dominique Bielmeier auch angesprochen.

In die gedruckte Zeitung hat es davon jedenfalls nichts geschafft, nur der unsäglich dümmliche Vergleich mit den Formel-1-Fahrern, die Rennwagen, die ihnen gar nicht gehören, nicht mit nach Hause nehmen.

Der vollständige Artikel ist online leider nur für Abonnenten abrufbar.

Nachtrag 30.04.2014:

Auf meinungsterror.de kann und darf jeder im Kommentarbereich seinen Senf dazu geben.

Unsachliche Äußerungen oder gar Beleidigungen in Richtung des Gescholtenen, dessen fachliche Qualifikation außer Frage und hier nicht zur Debatte steht, bitte ich aber zu unterlassen. Danke!

2. Nachtrag 30.04.2014:
Die PSSG hat auch reagiert und nimmt hier Stellung.

16 Kommentare

  1. Und das soll ein Trainer für Luftdruckwaffen gesagt haben? Da sollte sich der privilegierte Verein mal nach einem echten Trainer umsehen.
    Gute Schießergebnisse mit Kurzwaffen erreicht man nicht, wenn man nur im Verein schießt. Das Trockentraining ist genau so wichtig. Und wenns richtig nach vorne gehen soll, dann wird täglich trainiert.

  2. Soweit ich verstanden habe hat dieser verein sehrwohl problem mit dem nachwuchs. viele Schützen aus Dresden und umgebung weichen nach Freital aus wo ein sehr Gk freundlicher DSB eine eigen anlage hat.
    Aber das ein trainer so eine aussage macht geht gahrnicht und bringt uns als (unechte) sportler auch nicht weiter

  3. Da fragt man sich, ob dieser „Trainer“/“Schießsportleiter“ schon einmal einen Wettkampf besucht hat. Wenn ich am Wochenende um 10 einen Start in der Bezirksliga mit ca. einstündiger Anfahrt habe, dann klingele ich den Sportleiter nicht um 8 aus dem Bett, um mein Luftgewehr aus dem Vereinseinsheim zu holen, das ich mitunter auch erst in 20 Minuten erreiche.

  4. Solche Aussagen von möchtegern Trainer-xxx können einen wirklich den Spaß am Schießen verderben.

  5. Ein Sack Badewannenstöpsel hätte nicht intelligenter Argumentieren können…

    Könnte man so einen xxx den nicht mal „von oben“ rügen lassen?

    Immerhin wiederspricht er ja den Aussagen der Verbände, zeichnet ein groteskes Bild von (un)normalen Schützen und schadet so allgemein der Öffentlichen Darstellung vom Schießsport.

  6. Peters Aussage reflektiert seine persönliche Meinung und deckt sich nicht mit der des Vorstandes und der vielen Mitglieder der PSSG, die ihre Waffen natürlich auch zu Hause aufbewahren. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie vorsichtig man bei Äußerungen gegenüber der Presse sein muss. Das gibt aber niemandem das Recht, Peter hier öffentlich zu beleidigen und ihm seine Fähigkeiten als Nachwuchstrainer der PSSG abzusprechen.
    @Benedikt Krainz: Ich halte es auch für gefährlich hier in einem öffentlichen Forum den Eindruck zu erwecken, in einer Vereinswaffenkammer könne jeder so einfach „eine Waffe befummeln“…

    *** Das ist aber bei einer zentralen Lagerung, soweit nicht jeder seinen persönlichen Safe hat, genau das Problem. Natürlich kann nicht „jeder“ ran, aber die Kontrolle, die man in den eigenen vier Wänden ausüben kann, ist eben nicht mehr gegeben. Zu Hause komme definitiv nur ich an die Teile ran. b. k. ***

    @Benedikt Johnke: Die Nachwuchsarbeit der PSSG konzentriert sich auf Kinder und Jugendliche aus dem Dresdner Norden. Wo besteht hier ein Zusammenhang zum GK-Schießen und zur Schießanlage des Freitaler Schützenvereins?

  7. hallo freunde,
    bin auch der meinung den ball etwas flacher zu halten, erstens hat die aussage nichts mit den qualitativen leistungen vom peter als trainer zu tun und zweitens wissen wir ALLE, wie schnell die medien einem sein eigenes wort im munde umdrehen. natürlich macht diese unglücklich gemachte hervorgehobene aussage vom „echten sportler“ und der aufbewahrung von unseren sportgeräten den ganzen anderen positiven ansatz des artikels zunichte, wir als sportschützen sollen uns nun aber nicht gegenseitig zerfleischen oder schuldzuweisungen machen, und ob „großstadtverein“ , DSB-Verein oder wie auch immer, es gilt unsere gemeinsamen interessen zu vertreten, und wer das schon mal mit den medien versucht hat wird wissen wie schwer das ist und wie schnell auch eigentlich gutgemeinte aussagen sich urplötzlich ins negative drehen können. in diesem sinne…

  8. Die Aussage mag Peter Frohbergs persönliche Ansicht wiedergeben, gegenüber der Presse wirkt sie wie eine Steilvorlage für die Gegner des privaten Waffenbesitzes.
    Man muss sich in verantwortlicher Weise stets vergegenwärtigen: Die gesetzliche Stellschraube zum privaten Waffenbesitz ist das Bedürfnis. Diese Schraube, an der immer wieder gedreht wurde und wird, kann eines Tages sehr rasch komplett zugedreht werden. Es gibt keine echten oder weniger echte Sportler, sondern den gesetzlichen Nachweis der Erforderlichkeit der Schusswaffe(n) für den Sportschützen. Diese Erforderlichkeit erstreckt sich auch für Wettkämpfe außerhalb des eigenen Vereins sowie die Möglichkeit, die Waffe im Bedarfsfall selbst zum Büchsenmacher verbringen zu können. Also zum privaten, häuslichen Besitz.

  9. Es wäre schön, wenn alle, die sich hier mit hochqualifizierten Beiträgen (z. B. Sack Badewannenstöpsel, glückliche Knechte, Frage, ob er schon einmal einen Wettkampf besucht hat usw.) vernehmen lassen, sich so intensiv um die Nachwuchsgewinnung für das Sportschießen bemühen würden, wie es Peter Frohberg seit Jahren in der PSSG Dresden macht. Dann hätten wir größere Teilnahmefelder bei Nachwuchs-Wettkämpfen und sicher auch eine bessere öffentliche Wahrnehmung des Sportschießens.

  10. Ich will Peter Frohberg keine Böswilligkeit oder Absicht unterstellen, aber unbedacht, um nicht zu sagen naiv war diese Aussage schon.
    Mittlerweile dürfte eigentlich jedem Schützen bekannt sein, wie die Presse einem das Wort im Mund umdreht. Deshalb sollte man sich immer genau überlegen, was man zu einem Vertreter der Journaille sagt.

  11. Wenn man den Bock zum Gärtner macht! Eigentlich kann man es dem Herrn Peter Frohberg nicht verübeln, was er in dem Interview der Sächsischen Zeitung präsentierte. Früher Sportschütze (seit 1966 in d. GST), später als Tschekist im MfS-Wachregiment „Feliks Dzierżyński“, Polizist in Dresden und nach 1989 als knallharter Linker in der Dresdner Politszene aktiv – versucht er lediglich seine Prägung und sein Verständnis für Ordnung und Sicherheit zu verbreiten. Selbst wenn derartige Sichtweisen heute überholt, geben diese genausten Aufschluss darüber, wie er funktioniert. Wenn der Vorstand der PSSG zu Dresden jedoch der Meinung ist, ihn gewähren zu lassen und ihn als „Pressesprecher“ schalten und walten zu lassen, so trägt der Vorstand voll und ganz die Verantwortung dafür. In der Außenwahrnehmung sind die Aussagen des Herrn Frohberg nicht allein als seine eigene Meinung zu deuten! Diese sind ganz einfach gefährlich.

  12. Ganz großes Kino. Was fordern wir Sportschützen von anderen? Toleranz, Akzeptanz, Verständnis für unseren Sport usw. Wenn ich diese Kommentare lese, sehe ich, wie Schützen sich untereinander verleumden und niedermachen. Ganz toll: EIGENTOR. Gebt den „Nichtschützen“ noch mehr Argumente.
    @Horst: Sie sind das Vorbild aller Schützen(Ironie aus) Mit solchen Beiträgen wird das Image des Schießsports weiter sinken. Ich weiß nicht, was sie früher taten, oder heute tun, aber derartige Äußerungen lassen wohl auf ihre politische Gesinnung schließen.
    Also weiter so. Schieben wir die Karre selbst noch tiefer in den Dreck, Dann müssen es andere nicht tun.
    Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis.

  13. Mensch Kalle, war selbst viele Jahre Major bei den Bewaffneten Organen des Innenministeriums der DDR. Weil ich auf Grund meiner politischen „Vorlastigkeit“ nirgendwo mehr einen Job beim Staat bekam, ging ich zu einer Wach- und Schließgesellschaft. Ich bin weder-noch ein sog. „Sportschütze“ oder „Waffennarr“. Ich habe eine Dienstknarre trotzdem ich keinen „Persilschein“ (was meine Vergangenheit angeht) vorlegen kann. Früher war ich auch wie Peter in der SED. Heute gehöre ich der Katholischen Kirche an. Dem Peter kann man für seine Äußerung nicht böse sein – er ist so wie er immer war – korrekt, diensteifrig, pflichtbewusst und loyal. Niemand will Ihn hier „niedermachen“, ihr „Sport“…schützen „sch[ie]ßt“ euch bei jedem Furz aus Angst in die eigene Hosen. Ich dachte immer, dass mit dem Tätervolk ist Geschichte.

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