Ob die drei Vollpfosten ihre Ausbildung – bei der Menge an Stroh im Kopf muss es wohl eine Ausbildung zur Vogelscheuche sein – nun fortsetzen können, ist nicht bekannt. Selbst gebastelte Rohrbombe ausgerechnet auf einem Kinderspielplatz zu testen bzw. liegen zu lassen, lässt einen derweil ins Grübeln kommen. Ins Grübeln darüber, ob es vielleicht nicht doch schade war, dass die Sprengkörper den Deppen nicht unterm Arsch explodiert sind. Dann wären sie wenigstens noch als mahnendes Beispiel zu gebrauchen und könnten zu dritt Vier-Augen-Gespräche führen oder gemeinsam mit den verbliebenen Fingern bis „zehn“ zählen.
Emmering. Er ahnte nichts Böses: Ein fünfjähriger Junge hat im Sandkasten und im Gebüsch eines Kinderspielplatzes in Emmering (Kreis Fürstenfeldbruck) zwei selbst gebaute Rohrbomben gefunden. Beide Sprengkörper waren nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) vom Montag funktionstüchtig, einer war bereits explodiert.
(…)
Die Täter kamen nicht weit und wurden von LKA und die Staatsanwaltschaft schnell gestellt. Ein Augenzeuge hatte sich ihr Autokennzeichen gemerkt. Die drei jungen Männer waren Lehrlinge im Alter zwischen 19 und 21 Jahre gaben zu, die Bomben gebaut zu haben. Sie benutzten dazu Pulver aus übrig gebliebenen Silvesterkrachern.
So weit, so gut, zum Glück ist nichts passiert. Doch was muss der Gutmensch, z. B. in Form eines Bremer oder Baden-Württemberger rot-grün-Koalitionärs bei so etwas denken? Richtig:
Skandal, da muss ein Verbot her!
Nicht nur bei Sprengstoff-Schulze um die Ecke oder bei der lokalen Al-Qaida-Dependance, nein, sogar bei OBI und anderen Baumärkten kann man es völlig problemlos erwerben:
Bombenbaumaterial!
Perfide getarnt als ‚verzinkter Langnippel 1 1/4″ x 120″ ‚ oder ‚verz. Tempergusskappe 1″ ‚ liegen sie zu Dutzenden in den Selbstbedienungsfächern der „Installations-Abteilung“ und warten auf Käufer. Käufer, die oftmals nur vorgeben, als versierte Heimwerker ihre Gartenleitung erweitern oder ihre Heizungsanlage umbauen zu wollen.
Es genügt schon, zur Tarnung noch ein Absperrventil und eine Tube Gewindedichtpaste in den Einkaufswagen zu legen und man wird an der Kasse mit keinen unangenehmen Fragen rechnen müssen, wozu man denn Rohrnippel oder Kappen braucht. Selbst eine 2,5-Kilo-Packung Dachpappnägel, kein normaler Mensch braucht ja wohl mehr als ein Pfund davon, kann man am gleichen Tag erwerben, ohne Verdacht zu erwecken.
Selbst die Menge an Chinakrachern, die man vor Silvester kaufen kann, ist nahezu unreglementiert, noch wird ab Neujahr geprüft, ob auch alle Knallkörper ordnungsgemäß verbraucht wurden. Dabei ließe sich, wenn es den Kracher-Narren tatsächlich nur um den Spaß am Knallen gehen würde, dieser auch mittels völlig ungefährlicher Ersatzstoffe simulieren.
Auch mit einer aufgeblasene Brötchentüte aus Papier lässt es sich prima knallen, gleiches gilt für Luftballons. Und wem das noch nicht genug ist, der kann im Download-Bereich von weltverbesserer-online.de auf zahlreiche digitalisierte Knallgeräusche, vom Mückenfurz bis zum Kanonenschlag, im mp3-Format zurück greifen.
Die Download-Statistiken lassen aber befürchten, dass Knallerfreaks ihren „Kick“ nur bekommen, wenn sie irgend etwas vorher anzünden können. Vom Anzünden einer Anzündschnur ist es nicht weit bis zum Asylbewerberheim und auch brandbombentaugliches Benzin gibts an jeder Tanke nahezu unbegrenzt. Weshalb man weg kommen muss vom Verbrennungsmotor, hin zum Fahrrad. Freie Fahrt für freie Bürger? Im Sinne einer wirksamen Bombenbau-Verhinderung muss man das „freie“ eben streichen. „Fahrt für Bürger“ klingt doch auch ganz toll. Oder „Fahrradfahrt für Bürger“. Wobei das „Bürger“ irgendwie so, äh, bourgeoise-spießig rüberkommt, also bleibt die „Fahradfahrt“. Und Fahrräder gibts bei Zweirad-Kawupke. Oder bei OBI.
Excellente Analyse !
merci