Kochrezept: Quatsch mit Soße à la RTL

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Quatsch mit Soße ist ein sehr beliebtes Rezept in Deutschland und wird besonders gerne von Massenmedien serviert. Es gibt viele Varianten von Quatsch mit Soße, wir zaubern heute Quatsch mit Soße à la RTL.

Die Zubereitung ist denkbar einfach, so lange die nötige Oberflächlichkeit gewahrt wird.

Unabdingbar ist ein Heißluftherd. Je mehr heiße Luft für die Zubereitung aufgewandt werden kann, desto besser.

Zutatenliste:

Für den Quatsch:

  • 10 Minuten „Winnenden-Opfer-Angehöriger“ (Unbedingt auf das Premium-Qualitätsprädikat „Winnenden“ achten, Angehörige von Opfern vom alltäglichen, „normalen“ Mord- und Totschlag eigenen sich nicht)
  • 5 Minuten „Funktionär der DDR-Verherrlichungs-Mini-Gewerkschaft ‚Bund deutscher Kriminalbeamter‘ “
    (Klingt wichtig)
  • 10 Minuten „Vermeintlicher Insider packt aus“
    (Ganz wichtig: Verpixeln und mit nachgesprochenener Stimme wirkt das total konspirativ und sorgt für den „investigativen Touch“. Und keine Angst, dass der „Insider“ bei waffenrechtliche Befürwortungen Vereinsvorständen Entscheidungskompetenzen zubilligt, die seit zehn Jahren nur noch die Landesverbände haben, merkt sowieso keiner der Zuschauer.)
  • 3 Minuten Pschyofritze
    (Verleiht dem Gericht eine pseudowissenschaftliche Note)
    [Achtung: Peinlich darauf achten, dass seine 3.500 Euro Protzuhr und sein Porsche nicht zu sehen sind, wenn er Waffenbesitzern vorwirft, Waffen nur als Krücke fürs Ego zu brauchen!!!]
  • 3 Minuten Verweis auf dubiose Statistiken von „Sportmordwaffen.de“
    (Wirkt als Geschmacksverstärker für die heiße Luft.)
  • 2 Minuten „Druckluftwaffenschütze, der Feuerwaffen ablehnt“
    (Tipp für den ambitionierten Hobbykoch: Diese Zutat ist auch unter der Bezeichnung „friendly fire“ oder „nützliche Idioten“ zu finden)

Für die Soße:

  • 5 Minuten für den US-Markt produzierte Werbevideos mit leicht geschürtzen, wild um sich ballernden Amazonen
    (Auch wenn aus Gründen der Nachhaltigkeit Zutaten aus der Region bevorzugt werden, muss man hier leider immer auf Überseeprodukte zurückgreifen, der Konsument wird dies aber nicht bemerken und glauben, dass es auf deutschen Schießständen genau so zugeht)
  • 10 Minuten unheilschwangerer Kommentar aus dem Off
    (Auf Qualität achten! Alles, was sich nicht wie „kurz vor Weltuntergang“ anhört, ist inakzeptabel!)
  • max. 5 Sekunden Argumente der Gegenseite
    [Warnung: Kann das ganze Gericht verderben!!! Möglichst ganz weglassen!!!]

Zubereitung:
Zunächst werden alle Zutaten zurechtgeschnitten, von störenden Inhalten befreit und in die gewünschte Form gebracht. Danach wird alles nach belieben angeordnet. Die Reihenfolge ist im Prinzip egal. Um den späteren Konsumenten durch die Substanzlosigkeit nicht zu verwirren, müssen besonders fade Zutaten in großer Menge eingesetzt werden. Das Ganze nun bei 200° C in den vorgeheizten Backofen.

Achtung: Unbedingt die Einstellung „Umluft“ wählen und, sofern möglich, das Heißluftgebläse auf die höchste Stufe einstellen! Wie schon erwähnt, ist viiiiiiiieeeeeeeel heiße Luft gaaaaaaaaaaaanz wichtig!

Die Angabe einer genauen Backzeit ist leider nicht möglich, hier gilt folgende Faustregel:

Sobald sich das Volumen des Endprodukts gegenüber den eingesetzen Zutaten mindestens so verhält wie das Volumen eines ausgewachsenen afrikanischen Elefanten gegenüber einer Mücke, ist der Quatsch servierfertig.

Fehlt nur noch die Soße, der man besondere Aufmerksamkeit widmen muss, da sie wichtige Funktionen erfüllt:

Sie klebt den Quatsch zusammen, verdeckt Schwächen und kleistert Lücken und Fehler zu. Ihr penetranter Eigengeschmack lenkt zudem vom doch recht faden Moralin-Aroma des Quatsches ab.

Wurden die Zubereitungshinweise beherzigt und mit heißer Luft nicht gegeizt, sollte nun ein wunderbarer Quatsch mit Soße entstanden sein.

Sieht der so gezauberte Quatsch mit Soße auf den ersten Blick auch noch aus wie seriöser Journalismus, ist das Werk perfekt gelungen und kann dem unbedarften Medienkonsumenten serviert werden.

Kostprobe gefällig?

Bon Appetit!

5 Kommentare

  1. …und wenn das Volk nach der ersten Ausstrahlung nicht zugreift wiederhole man das Ganze bis es weich Gekocht ist.

    Gruss Ralf

  2. Das wird solange zu allen möglichen tages und nacht zeiten gesendet bis die gehirnwäsche geklappt hat. die ach so „tolle“reporterin hat es ja nicht mal selber ausprobiert mit dem schiessen die war schon im vorfeld gegen schützen.

  3. „5 Minuten für den US-Markt produzierte Werbevideos mit leicht geschürtzen, wild um sich ballernden Amazonen“ geniesse ich auch gerne mal pur.
    Für so manchen Geschmack wird die Soße so allerdings zu scharf. In diesem Fall empfehle ich „Quatsch mit Soße a’la Öffentlich-Rechtlich“. Hierzu verwendet man anstelle von „5 Minuten für den US-Markt produzierte Werbevideos mit leicht geschürtzen, wild um sich ballernden Amazonen“ lieber eine Prise grünen Sermon, jederzeit zu beziehen über den Gesülzehandel „Künast & Roth“. Abgerundet wird die Soße dann noch mit einer Messerspitze (höchstens 12cm) rotem Paperlapaprika aus dem Hause „Sabber, Plempe & Dünnschiss“ (SPD). Besondere Feinschmecker fügen noch kleingehackte Pilze wie z.B. den Reinholder Gallröhrling dazu. Dieser wächst vor allem in Schwaben und ist aber nur in ganz geringen Mengen genießbar.

    Wohl bekomm’s!

  4. Mist, da hab ich zu früh auf „Senden“ gedrückt. Vieleicht kann der Moderator Alles nach „Wohl bekomm’s“ löschen?

    Sie wünschen, wir spielen! 😉

  5. Will Munny bringt es auf den Punkt. Und wie!
    Damals schoß Elvis auf seinen Fernseher. Was hätte er wohl nach so einer Sendung getan? Ne MP benutzt? Den Flimmerkasten aus dem Fenster geworfen? Mit anschließendem Ratatouille per Hammer? Da fällt es ja schon gar nicht mehr ins Gewicht, wenn andauernd Waffenschein und Waffenbesitzkarte verwechselt wird. Liebe Reporter, verwechselt ihr dann auch Führerschein und Fahrzeugschein? Wäre dasselbe!

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