Bretter, die die Welt bedeuten

Erinnern Sie sich noch? An die zehn Tage im August von München-Hochbrück, als sich tausende Sportschützen aus aller Welt in der bayrischen Hauptstadt versammelten , als sich Olympiasieger und Weltmeister vor vollen Zuschauerrängen spannende Wettkämpfe lieferten?

Magdalene Neuner - Screenshot Fotostrecke auf www.bild.de
Dann müssen Sie dabei gewesen sein. Medial fand diese Veranstaltung, zumindest in Deutschland, nämlich so gut wie nicht statt.

Was haben die Verantwortlichen nur falsch gemacht, um mit so viel Ignoranz gestraft zu werden? An der Organisation kann es nicht gelegen haben, „Die beste WM, die es je gab“ (O-Ton ISSF Vizepräsident Gary Anderson), auch die internationalen Medienvertreter berichteten ausführlich in ihre Heimatländer. Wo lag also der Hase im Pfeffer, dass ausgerechnet im Land des Ausrichters bestenfalls in den Ergebnisspalten der Sportseiten kleinstmöglich im Telegrammstil „berichtet“ wurde?

Ganz einfach: Sportschießen ist politisch nicht korrekt, Waffen sind böse.

Um so erstaunlicher die derzeitige, regelrechte Omnipräsenz von Sportwaffen in fast jeder Nachrichtensendung in der Glotze und jedem Zeitungs-Sportteil. Fast könnte man meinen, es hätte ein Gesinnungswandel stattgefunden und in den Redaktionsstuben landauf, landab sieht man in Schießsportlern in erster Linie Aktive, die eine interessante und berichtenswerte Sportart betreiben und keine potenziellen Amokläufer.

Leider weit gefehlt. Um als Schütze mitsamt Sportgerät in die Zeitung zu kommen, braucht es mehr als gute Leistungen oder wenigstens einen Olympiasieg: Es braucht ein paar Bretter an den Füßen. Die Bretter, die offenbar die Welt bedeuten, sind ein Paar Langlaufskier. Sie machen den Unterschied zwischen ge- und verachteter Sportart. „Normales“ Schießen ist in den Augen vieler selbsternannter Weltverbesserer Killertraining, läuft man jedoch zwischen den Schießeinlagen ein paar Runden durch den Schnee, ist alles in bester Ordnung und Heerscharen von Berichterstattern filmen, fotografieren und kommentieren jeden einzelnen Schuss.

Dem geneigten DSB-Gebrauchspistolen- oder Trapschützen kann man nur empfehlen, zur nächsten Kreismeisterschaft ebenfalls Bretter unter die Füße zu schnallen. Man wird zwar derart gehandicapt keine Chance auf einen Podestplatz haben, aber immerhin besitzt man dann alle Voraussetzungen, um auch mal als Pistolen- oder Flintenschütze ins Fernsehen zu kommen.

Ein Kommentar

  1. Da kann man nicht anders als zustimmen.
    Eine Alternative wäre, Biathlon wieder zu den Ursprüngen zurück zu führen. Früher hieß die olympische Sportart Skipatrouille und wurde in den Uniformen der jeweiligen Gebirgsjägereinheiten durchgeführt. Spätestens dann gäbe es bei Übertragungen von Wintersportveranstaltungen eine riesige Werbepause.
    Ich befürchte allerdings, dass es unsere medialen Weltverbesserer schaffen, dass derartige Wettbewerbe in Zukunft mit dem „Lasergewehr“ ausgeschlossen werden – oder sollte man sagen „ausgeleuchtet“?
    Bleibt nur zu hoffen, dass das Christkind die eine oder andere Redaktion mit etwas Hirn, Toleranz und Unvoreingenommenheit beschenkt…….und mir eine 629 bringt 😉

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