Um für die Stuttgarter Zeitung einen Kommentar zum Waffengesetz zu schreiben, muss man keine Ahnung von Waffen oder dem Waffengesetz haben, viel Meinung reicht. So wie bei Romanautor Oliver von Schaewen.
Verhindern schärfere Waffengesetze Amokläufe oder andere Bluttaten? Nein, sagen Waffenliebhaber, Jäger und Sportschützen. Diese Lobby urteilt naturgemäß anders als Politiker, die wissen, dass sie weite Teile der Bevölkerung hinter sich bringen, wenn sie den Besitz von Schusswaffen problematisieren. Was auch immer aus dem Entwurf der SPD-Ministerin Nancy Faeser wird – es lohnt, auf Waffenexperten zu hören.
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommentar-kriegsaehnliche-waffen-gehoeren-verboten.a82aaf9b-4c34-4078-9d65-82b28bc8f47d.html?fbclid=IwAR3XeBSVMcV3RmClnqEKWC-zk0wiHgxh4N1pL7K60owio4vUNI5aYvHI-pk
Schon die Einleitung offenbart ein sehr seltsames Bild, das Herr Schaewen von Waffenbesitzern einerseits und Politikern andererseits hat. Ein Jäger oder Sportschütze mit jahrzehntelanger praktischer Erfahrung im Umgang mit erlaubnispflichtigen Schusswaffen und Munition und mit nachgewiesener Waffensachkunde dürfte fast allen „Politikern“ diesbezüglich an Expertise um Lichtjahre voraus sein. Für Herrn Schaewen scheint „Expertise“ aber etwas zu sein, das man mit der Erlangung eines politischen Mandats erhält und die durch Umfragemehrheiten größer wird, nicht durch das Erlernen, Trainieren, Anwenden bzw. Vermitteln von bestimmten Kenntnissen und Fähigkeiten über einen langen Zeitraum.
Welche „Waffenexperten“ Herr Schaewen genau meint, behält er leider für sich. Die aus dem BMI, die sich bzgl. der in Utoya bzw. Christchurch angeblich eingesetzten „kriegswaffenähnlichen Halbautomaten“ blamiert haben, kann er jedenfalls nicht meinen.
Aber eins muss auch klar sein: Hass- und Rachegefühle enden eher in tödlichen Taten, wenn eine Waffe zur Hand ist.
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Faesers Kritiker wenden ein: Es komme auf den Menschen an, nicht auf die Waffe. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Gefahr droht, wenn eine gestörte Persönlichkeit Zugang zu Pistole oder Gewehr hat. Sozialkontrolle im Schützenverein mag funktionieren, aber nicht in jedem Fall. Auch gibt es Waffennarren außerhalb der Vereine.
Genau so klar muss es sein, dass hier Herr Schaewen anscheinend die Fantasiewelt seiner Kriminalromane mit der Realität verwechselt. 2.980 Delikte gegen das Leben verzeichnet die Kriminalstatistik in 2021, davon 1.392 vollendete Fälle. Dabei wurde in 114 Fällen geschossen. Geht man davon aus, dass etwa 5% der Schusswaffen legal im Besitz der Täter waren, so bleiben sechs Fälle, in denen eine legal besessene, erlaubnispflichtige Schusswaffe das Tatmittel war. Sechs Fälle bei fast dreitausend Tötungsdelikten. Das sind 0,2% der Fälle!
Der wichtigste Verbündete der Waffenbesitzer in Deutschland ist nicht eine Partei, ein Sportverband oder gar die ominöse „Waffenlobby“. Der wichtigste Verbünde der Waffenbesitzer in Deutschland ist die Realität in Form der nüchternen Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik des BKA. Da kann ein Herr Schaewen noch so viel herumschwurbeln, diffamieren, sich auf Umfragemehrheiten anderer Uninformierter berufen oder etwas unterstellen.
Die von Faeser angestoßene Diskussion ist richtig. Warum sollte man kein psychologisches Gutachten von einem Waffenkäufer verlangen? Und muss ein Gewehr im Schützenverein aussehen wie eine Kriegswaffe? Eine Waffe im Sportverein muss nicht mörderisch cool wirken.
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Man kann natürlich psychologische Gutachten von Waffenkäufern verlangen. Das sollte aber am Ende einer objektiven Studie stehen, ob denn Waffenkäufer ein signifikant größeres Risiko für die Allgemeinheit darstellen, als Nicht-Waffenkäufer. Nicht nur auf Grund von reiner Willkür und populärer Anti-Waffen-Ideologie. Populäre Anti-Waffen-Ideologie, die der Autor mit dem letzten zitierten Satz unterstreicht. Ein modernes Sportgewehr sieht aus wie eine moderne Militärwaffe, weil Soldaten keine andere Anatomie als Zivilisten besitzen. Verstellbare Schulterstütze, Pistolengriff, Kompensator, Laufmantel etc. ist kein Alleinstellungsmerkmal einer Militärwaffe, jedes halbwegs moderne Matchluftgewehr verfügt über genau diese Ausstattung.
Es reicht, wenn der Wettbewerb sich darauf beschränkt, Treffer auf einer Zielscheibe zu setzen – warum nicht per Laser? Wer die Schwärmerei für die Optik von Schusswaffen bedient, fördert deren Verharmlosung.
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So lange Laserstrahlen keiner ballistischen Kurve folgen und nicht abhängig von den Witterungsverhältnissen sind, dürfte Zielblinken für die meisten Schießsportler keine Alternative sein. Was die „Verharmlosung“ einer Schusswaffe betrifft, dürfte es wohl eher die von Herrn Schaewen so hoch geschätzte Frau Faeser sein, die Schusswaffen verharmlost, wenn sie bzw. ihre Ministerialreferenten die Gefährlichkeit über das äußere Erscheinungsbild definieren. Als ob die Farbe, ein Pistolengriff oder ein Schubschaft die „Gefährlichkeit“ erhöhen bzw. bei Nichtvorhandensein senken würde. Womit wir wieder bei der „Expertise“ der „Waffenexperten“ zu Beginn dieses Beitrags angekommen wären…
Ja, Schützenvereine gehen sehr sorgfältig mit Waffen um. Ganz verhindern können sie aber nicht, dass Schlimmes passiert – wie das Beispiel des Winnender Amoklaufs am 11. März 2009 gezeigt hat.
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Die wenigsten Sportwaffen in Deutschland sind im Besitz von Schützenvereinen, sondern von Sportschützen. Denen der Gesetzgeber die Auflage erteilt hat, ihre Waffen gegen Wegnahme durch unberechtigte Dritte zu schützen. Dagegen hat der Vater des Täters von Winnenden verstoßen. Kein Verein und schon gar nicht ein Verein, in dem der Täter gar kein Mitglied war.
Ganz verhindern kann niemand irgend etwas, in keinem Bereich. Wären aber legale Sportwaffen das große Problem, als das sie Herr Schaewen darstellt, dann müssten er und andere nicht immer die gleichen paar Fälle, die 14 Jahre und mehr zurückliegen, zum Belegen ihrer faktenbefreiten Thesen bemühen.
Beitragsfoto: Eigenes Werk (Dient nur der Aufmerksamkeit)