Die RAF und die Vakuum-Negerkuss-Statistik

Zu blöd aber auch. Da hat er sich die Finger wund getippt und gleich zwei seiner Pamphlete ins Netz gestellt, sich auf seinen großen Auftritt zum Tim-K.-Gedenktag vorbereitet und da kommt so ein japanisches Erdbeben daher und kein Schwein interessiert sich mehr für ihn.

Nummer eins, „Getötet mit Schußwaffen von Sportschützen (1991 bis 2011)„, offenbart das scheinbar gestörte Verhältnis des Herrn Grafe zur Realität. Wie schon hier beschrieben, werden sogar mit Kissen erstickte Kinder in Schusswaffenopfer uminterpretiert.

Auch sonst zeigt er sich ziemlich pfiffig im Formulieren von Halbwahrheiten:

Jahr für Jahr werden in Deutschland Menschen mit Schußwaffen von Sportschützen getötet.

Super, so kann man den Sportschützen auch solche Untaten wie die von Eislingen in die Schuhe schieben, wo aus einem Schützenhaus gestohlene, zentral gelagerte Waffen zum Morden missbraucht wurden.

Auch im aktuellen Fall von Genthin biegt man sich den Täter und Tatablauf so zurecht, dass es einem zu passe kommt.

Getoppt wird das Ganze aber von dem folgenden Zitat auf der genannten „Sportmordwaffen“-Seite:

„Der Mißbrauch legaler Waffen hat inzwischen mehr Opfer gekostet als der Terror der RAF. Doch die Politik ist erstarrt in Furcht vor der Waffenlobby und vor dem Ärger mit den Schützenvereinen im Wahlkreis.“

„Süddeutsche Zeitung“, 21. September 2010

Wow, das sitzt. Diese Schützenbrüder- und schwestern, Jäger und Sammler müssen ja ein ganz besonders krimineller Haufen sein. Mehr Opfer als der Terror der RAF! Das muss man sich einmal vorstellen.

Was sagt denn eigentlich Wikipedia zur RAF? Mal sehen. Da steht:

Die RAF als eine relativ kleine Gruppe wollte nicht als „Spitze“ oder „Avantgarde“ der revolutionären Bewegung in Deutschland fungieren, sondern als Teil dieser. Die Anzahl der direkt im Untergrund aktiven Mitglieder des sogenannten harten Kerns aller drei Generationen betrug zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren zusammengefasst zwischen 60 und 80 Personen. Zu den aktiven Unterstützern wurden in dem gesamten Zeitraum etwa 300 Personen gezählt.

Und weiter:

Bei ihren terroristischen Anschlägen oder Geiselnahmen wurden 34 Menschen von RAF-Mitgliedern ermordet und es gab zahlreiche Verletzte.

Also nochmal zusammengefasst: 60 – 80 Aktive, 34 Mordopfer. Das ergibt eine Mordquote von 0,424 – 0,56 je Aktivisten. Oder anders herum, auf 1,76 bis 2,35 RAF-Terroristen kommt ein Ermordeter.

Falls es Herrn Grafe beim Einbau des oben genannten Zitates darum ging, seine kruden Thesen zu untermauern, so ging der Schuss wieder mal gewaltig nach hinten los. Der dümmliche RAF-Vergleich belegt nicht das von der Amöbe zur Elefantenherde aufgebauschte Gefährdungspotenzial durch privaten Waffenbesitz, sondern beweist das genaue Gegenteil.

Es gibt nun mal nicht nur 60, 80 oder 300 registrierte Waffenbesitzer, sondern rund drei Millionen. Leider bleibt uns der Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“, aus dem das Zitat stammt, den Zeitraum schuldig, wann denn die Waffenbesitzer so viele Opfer wie die RAF „erzielten“. Selbst wenn Waffenbesitzer innerhalb eines Jahres die Opferzahl von Baader Meinhof & Co. erreicht hätte, ergäbe das eine Quote von 88.235 Waffeneignern, die statistisch für ein Opfer verantwortlich zeichnen. Einer vom „harten RAF-Kern“ tötet so viel Menschen wie 37.500 – 50.000 Schützen! Will uns das Herr Grafe sagen? Oder der „Süddeutsche“-Kommentator? Wohl eher nicht.

Selbst mit seinen stümperhaften Statistikfälschertricks schafft es Herr Grafe nur mit viel Mühe, den legalen Waffenbesitzern über einen 20-Jahres-Zeitraum wenigstens hundert Todesopfer zur Last zu legen.

Irgendwie erinnert das an lustige Experimente im Physikunterricht. Einmal stülpte der Lehrer eine Vakuumglocke über einen „Negerkuss“ (keine Ahnung, wie man das heute politisch-korrekt bezeichnet) und saugte dann die Luft aus der Glocke. Dadurch wurde das Zuckerschaumnaschwerk immer größer und größer, obwohl sich an der vorhandenen Substanz nichts geändert hat. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend groß. Aber nur, bis es wieder mit der Realität in Form der umgebenden Luft konfrontiert wurde. Da schrumpelte es augenblicklich wieder zusammen und der schöne Schein war dahin.

Genau wie die Statistiken von Herr Grafe, wenn sie mit der Realität konfrontiert werden.


Was passiert wenn… ein negerkuss in einem vakuum… – MyVideo

2 Kommentare

  1. wenn ich jedem der was anderes macht als ich das verbieten würde –
    dann würde ich alles verbieten –

    AUSSER DEN PRIVATEN WAFFENBESITZ !

    aber als erstes den scheinheiligen gutmanschenclub – ala AAW –

    sonst muß noch die evangelische Kirche zusperren –

    weil unter der scheinheiligkeit der bessermenschen die da die leute mit ihrem geschwafel nötigen –

    nichts anderes als ein zum selbstzweck Selbst -ernanter haufen von populisten ist –

    die verzweifelt versuchen gehör zu finden !!!

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