Seit dem schrecklichen Amoklauf von Winnenden vergeht keine Woche und kaum ein Tag, an dem wir nicht mit immer neuen Mord- und Totschlagsmeldungen konfrontiert werden. Allein in dieser Woche gab es drei Tote in Schwalmtal und es war wohl sehr viel Glück im Spiel, dass es in Viernheim keine Schwerverletzten und Toten zu beklagen gab. Fast vergessen schon wieder das nur auf Grund eines Waffendefekt an der Maschinenpistole nicht stattgefundene Massaker an den Zeugen Jehovas in Bielefeld und der missglückte Messer- und Brandbeschleuniger-Amoklauf von Sankt Augustin .
Wie bei fast allen versuchten oder durchgeführten Tötungsdelikten gab es mehrere Gemeinsamkeiten:
Ob die Amok-Opas von Bielefeld oder Schwalmtal über die Maßen Gewaltvideos konsumierten, ist auch nicht bekannt.
Ganz anders nach „Winnenden“: Im Rekordtempo bildete sich ein „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“ und versucht seit dem nicht ohne Erfolg, direkten Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. So gilt bei der in einer Rekordzeit und mit Tricksereien durchs Parlament gepeitschten Waffengesetzverschärfung der Artikel 13 GG und damit die Unverletztlichkeit der Wohnung für Legalwaffenbesitzer nur noch in eingeschränktem Maße.
Das Aktionsbündnis will aber mehr: Neben einem Verbot von „Faustfeuerwaffen“ fordert man dies auch für sogenannte „Killerspiele“ und bietet entsprechende Unterschriftenlisten zum Download an. Und man vergisst nicht zu erwähnen:
„Auch die Unterschriften von Kindern und Jugendlichen sind gültig!“
Vielleicht macht diese perfide Vorgehensweise bald Schule und Zweitklässler können sich mit ihrer Signatur für die Wiedereinführung der Todesstrafe oder der Legalisierung von Pädosex oder Rauschgift einsetzen.
Nun kann man es den traumatiserten Opfereltern von Winnenden natürlich nicht vorschreiben, wie sie mit ihrer Trauer umgehen und man kann es nicht verbieten, wie einige von ihnen ihre toten Kinder instrumentalisieren und Schuldige suchen. Diese vermeintlich „Schuldigen“ glaubt man vor allem im Legalwaffenbesiter, vornehmlich den Sportschützen, gefunden zu haben. Das der Irre von Winnenden kein Sportschütze war, geschweige denn die Waffe legal besaß, wird ignoriert . Nicht der Mörder, so wird suggeriert, ist das Problem, sondern die Waffe. Die Massenmedien und viele Politiker, vornehmlich mit rot-grün-dunkelroter Ideologieeinfärbung, haben dies dankbar aufgenommen und es folgte eine beispiellose Hetz- und Diffamierungskampagne gegen Schützen und auch „Killerspieler“.
So ist es nicht verwunderlich, dass auf politischen und medialen Druck hin Landräte ihre Ordnungsämter anweisen, die Waffenbesitzer anzuschreiben, damit die doch bitte schön ihre Waffen abgeben. Treudoof und obrigkeitshörig, wie der deutsche Untertan nun mal ist, machten das dann auch viele. Mit dem Resultat, dass die bisher sicher zu Hause verwahrten und wohl gehüteten Schusswaffen freiwillig abgegeben und dann aus dem Rathaus geklaut wurden, wie in Crailsheim geschehen.
Wie „sinnvoll“, ja gefährlich die von Weltfremdheit und absoluter Unkenntnis der Materie gekennzeichneten Forderungen von Gutmenschen nach zentraler Aufbewahrung von Waffen und Munition in den Schützenhäusern sind, wurde einem erst diese Woche wieder in Gettorf bei Kiel vor Augen geführt.
Breite Unterstützung findet das „Aktionsbündnis“ nicht nur bei Verbotsfanatikern aus fast allen Parteien, die sofort wieder Morgenluft für ihre Bürger-Totalentwaffnungsfantasien witterten und bei der Gelegenheit gleich das angeblich moralisch verwerfliche und die Menschenwürde verletzende Paintballspiel verbieten wollten. Das hat im ersten Anlauf nicht geklappt, auch konnten die vom Bundesverwaltungsamt zugelassenen dynamischen Schießsportdisziplinen wie „IPSC“ oder das immer beliebter werdende „Western-Schießen“ zum Leidwesen einiger Angstpolitiker zunächst nicht verboten werden. Aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben.
Auch der Bund deutscher Kriminalbeamter scheint sich mehr vor den registrierten Waffen in Händen gesetzestreuer Bürger zu fürchten als vor illegal bewaffneten Gewaltverbrechern, zumindest legt die auf deren Verbandshomepage präsentierte Verlinkung zum „Aktionsbündnis“ diesen Schluss nahe.
Und während nun auch die Evangelische Landeskirche Baden ihre Gemeinden zur Unterstützung des Aktionsbündnisses aufruft und damit Teile der eigenen Kirchensteuerzahler vor den Kopf stößt, geht der normale Wahnsinn in Form von Mord und Totschlag folgenlos weiter. Hunderte Opfer jedes Jahr, nach denen kein Hahn kräht, deren Schicksal lediglich in den Zahlenkolonnen der Polizeilichen Kriminalstatistik ihren Niederschlag findet und am Ende selbst dort noch ignoriert wird.
Denn die Statistiken belegen jedes Jahr aufs Neue, dass legal besessene Schusswaffen eine Deliktrelevanz im homöopathischen Bereich besitzen und selbst ein totales Verbot überhaupt keinen Zugewinn für die „Innere Sicherheit“ bedeutet.
Aber es geht nicht um Fakten, es geht um Ideologie. Die Verwirklichung von Ideologien führt zum Totalitarismus und kein totalitärer Staat erlaubt den Bürgern, Waffen zu besitzen. Ist es das, wohin die Reise geht?
Der medialen, wohlwollenden unkritischen Aufmerksamtkeit, der sich das „Aktionsbündnis“ mit seinen beiden Hauptakteuren Giesela Mayer und Hardy Schober sicher sein kann, haben die drei Millionen Legalwaffenbesitzer noch nichts vergleichbares entgegenzusetzen. Es wird sich zeigen, wie lange die Qualifikation „Elternteil eines bei einem Amoklauf getöteten Kindes“ ausreicht, um als “Experte“ für Schützenwesen, Waffenrecht, Waffentechnik und Ballistik durch die Talkshows zu tingeln und bar jeder Sachkenntnis Verbote zu fordern, die auschließlich unbeteiligte und unbescholtene Dritte treffen werden.
Immerhin, die betroffenen Jäger und Schützen beginnen sich zu organisieren. Wurde in der Vergangenheit bei der eigentlichen politischen Arbeit auf die Interessenvertretung durch die Dachorganisationen wie Deutscher Schützen Bund oder Deutscher Jagdschutz Verband vertraut, nehmen die unter Generalverdacht gestellten Legalwaffenbesitzer an der Basis die Lobbyarbeit nun in die eigenen Hände: Netzwerke bilden sich und es finden in immer mehr Regionen verbandsübergreifende Informationseranstaltungen statt, auf denen viele Teilnehmer erstmals erfahren, was „ihre“ Partei von ihren waffenbesitzenden Wählern eigentlich hält und noch so alles plant.
Die rechtstreuen, verantwortungsbewussten Bürger, die Leistungsträger, die Ehrenamtlichen – sie begehren endlich auf gegen die immer weiter fortschreitende Meinungsdiktatur der politsch-korrekten, selbstgerechten Weltverbesserer. Tragisch, dass dazu erst ein Amoklauf und die völlig überzogenen Reaktionen von Politik und Medien von Nöten war.