dpa, mit „p“ wie „Gehirnwäsche“

dpa-Meldung aus der “Sächsischen Zeitung” v. 28.01.2014

Wenn in den Nachrichten eine Meldung mit Schusswaffenbezug aufaucht, gibt es meistens zwei Möglichkeiten: Entweder sie ist neutral und sachlich gehalten, oder sie kommt von der dpa.

Da die „Deutsche Presse Agentur“ in der hiesigen Medienwelt den Platzhirschstatus inne hat, trifft „neutral und sachlich“ deshalb recht selten zu. Zumindest auf überregionaler Ebene.

Das jüngste Beispiel des Versuchs, Nachricht mit Meinungsmache zu verknüpfen, liefert eine dpa-Meldung zu einem Raubüberfall in Asien, den diverse Zeitungen übernommen haben. Einen Scan „meiner“ Tageszeitung findet man über dem Text, wer den vollständigen Artikel lesen will, kann das online z. B. hier tun. Die Gehirnwäsche-Passage ist folgende:

In Japan gibt es viel weniger Straftaten als in anderen Industrieländern. Dafür sorgen unter anderem äußerst strenge Waffengesetze. Der Besitz von Schusswaffen ist dort verboten.

Aha, „unter anderem“. Man hätte also auch andere Begründungen liefern können, warum es in Japan vielleicht weniger Straftaten als in anderen Industrieländern gibt. Etwa die geografische Lage als Inselstaat mitten im Meer, ohne Landgrenzen zu Drittstaaten und somit ohne Transitverkehr und importierter Kriminalität. Oder die hohe ethnische und religiöse Homogenität der japanischen Gesellschaft. Vielleicht sogar die Tatsache, dass in Japan nach wie vor die Todesstrafe existiert und dies fast vier Fünftel der Japaner gut heißen.

Das erscheint aber seitens der dpa nicht erwähnenswert zu sein. Genau so wenig wie die Tatsache, dass Japan weltweit mit an der Spitze liegt, wenn es um Suizidraten geht. Passt aber nun mal nicht ins Bild, da uns sonst immer erzählt wird, dass viele Schusswaffen zu vielen Selbstmorden führten.

Den Umstand, dass auch im vergleichsweise hochgerüsteten Deutschland 99,8 % der Straftaten ohne Schusswaffenbeteiligung stattfinden und der Anteil von legal besessenen Schusswaffen bei letzteren gerade mal 5% ausmacht, verschweigt man den Lesern auch lieber.

Stellt sich dann die Frage, warum man plötzlich Japan als leuchtendes Beispiel einer entwaffneten Gesellschaft idealisiert darstellt. Sollte sich etwa langsam herumgesprochen haben, dass im Vereinigten Königreich, lange Zeit das gelobte Musterland der Waffenverbieter, doch nicht alles Gold ist, was glänzt? Braucht man ein neues Vorzeigeland, nachdem in Britannien die Sinnhaftigkeit der strikten Waffengesetze immer öfter in Frage gestellt und Liberalisierungen gefordert werden?

Da kommt dann so ein japanischer Eier-Krimi gerade recht, um dem Nachrichtenkonsumenten die Richtung zu weisen und die Gehirnwäsche voran zu treiben.

Interessante Artikel zum Thema:

Von wegen: Japan – keine Waffen, keine Amokläufe, keine Schulmassaker.

Michael Mross: dpa: Deutsche Propaganda Agentur?

Michalis Pantelouris: Lehnt dpa die Realität eigentlich ab, oder hält sie sie nur für nicht notwendig?

8 Kommentare

  1. Zudem gibt es in Japan Schusswaffen, wenn auch nur Schrotflinten. Aber diese wurden sowohl im Vereinten Königreich 2010 in Cumbria bei einem Amoklauf benutzt, wie auch letztens in den US in Washington D.C. auf einem Militärstützpunkt.

    Wer schreibt, es gäbe ein Schusswaffenverbot in Japan, glaubt auch, dass Besteck fett macht.

  2. Das strenge japanische Waffenrecht begründet sich in der japanischen Tradition der Samurai. Diese Mentalität zieht sich durch die ganze japanische Gesellschaft. Schusswaffen sind bis heute verpönt, denn mit Schusswaffen war der gutausgebildete Samurai plötzlich auch von niederen Ständen effektiv zu bekämpfen. In Japan killt man halt mit Blankwaffen und nicht mit Pulver und Blei.
    Übrigens, einfach bei Google mal „Amoklauf Japan“ eingeben und schon wird man fündig. Die gibt’s dort nämlich auch und gar nicht mal so selten.

  3. Es wird hier auch mal wieder verschwiegen das die japanische Justiz nicht gerade rechtsstaatlich ist. Wer angeklagt wird wird meist auch verurteilt, auch wenn die Beweise nach westlichen Kriterien nicht einmal für eine Anklage ausreichen würden.

    @Volker:
    Das japanische Waffenrecht hat nicht das geringste mit dem aus der Zeit der Samurai zu tun, es wurde geschaffen um die Samurai zu entwaffnen (Meiji-Restauration). Daher sind die Erwerbsvorraussetzungen für Klingenwaffen (Alles mit mehr als 6cm Klinge bzw. 8cm bei Klappmessern) die gleichen wie für Flinten. „Kleinkalibrige“ (alles was kein Flintenkaliber ist) Waffen sind komplett verboten.
    Nebenbei bemerkt kann man mit einem Schwert genauso einfach töten wie mit einer Schusswaffe und in Japan war es wie auch in Deutschland über Jahrhunderte üblich das auch die niederen Stände den Umgang mit dem Schwert / Kriegsmesser lernten.

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