Aktenzeichen XY: CO2-Waffen jetzt auch im Kaliber 7,65 Browning?

Nach ungefähr 30 Jahren habe ich mal wieder „Aktenzeichen XY ungelöst“ geguckt. Das „ungelöst“ scheint inzwischen weggefallen zu sein, genau wie Eduard Zimmermann.

Ein Fall beschäftigte sich mit einem brutalen Raubüberfall auf einen Dortmunder Juwelier. Der wurde zuerst niedergeschlagen und dann auch noch durch zwei Schüsse aus einer Pistole Kal. 7,65 Browning lebensgefährlich verletzt. Im Anschluss an die nachgestellten Szene präsentierte man den Zuschauern dann eine Griffschale, bei der man kurz auf der Rückseite einen Clip erkennen konnte. Solche Clips sind üblich bei CO2-Waffen, bei denen im Griffstück die Treibgaskartusche steckt, auf die die Griffschale dann aufgeklickt wird.

Im entsprechenden Artikel auf der Internetseite der Sendung werden die Erkenntnisse wie folgt zum Besten gegeben:

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Nach dem Überfall findet die Spurensicherung der Kripo im Juweliergeschäft eine abgeplatzte Pistolengriffschale, die zur Tatwaffe gehört und wichtige Rückschlüsse zulässt: Bei der Tatwaffe dürfte es sich um eine schwarze Pistole, Kaliber 7.65 Millimeter Browning, gehandelt haben.

Unverständlich, dass sowohl bei der Kripo Dortmund als auch im „Aktenzeichen XY“-Team offenbar niemand ist, der eine Griffschale für CO2-Waffen mit ihrer speziellen Befestigungstechnik von einer „normalen“ Griffschale unterscheiden kann. Dazu muss man weder Waffentechniker noch Sachverständiger sein.

Bei scharfen Waffen würde eine solche Befestigungsart das Einführen eines Magazines verhindern. Dort sind Griffschalen üblicherweise verschraubt und lösen sich, auch wenn man mit der Waffe jemand brutal niederschlägt, nicht einfach vom Griffstück.

Google liefert bei der Bildersuche nach „griffschalen cp88“ viele Treffer, so dass ein Vergleich zwischen der in „Aktenzeichen XY“ gezeigten Griffschalenhälfte und den über viele Onlineshops angebotene Ersatzgriffschalen schnell möglich war.

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Selbstverständlich habe ich die XY-Redaktion sofort auf die falsch zugeordnete Griffschale hingewiesen, sicherlich war ich auch nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist. Auf der Videotextseite 371 wurden die entsprechenden neuen Erkenntnisse auch schon kurz erwähnt.

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Trotzdem ein Armutszeugnis für den Sender und die zuständige Kripo. Sollte man da wirklich nicht die Möglichkeit in Erwägung gezogen haben, dass das Plastikteil auch von einer anderen als der Tatwaffe stammen könnte?

Verschwörungstheoretiker könnten bei diesem Fall, Schüsse auf einen türkischstämmigen Gewerbetreibenden aus einer schallgedämpften(?) Ceska(???) Pistole Kaliber 7,65 Browning, natürlich auf ganz andere Ideen kommen. Die NSU-Typen haben immerhin ein „Alibi“. Aber lassen wir das lieber…

3 Kommentare

  1. Ja,ja…Aktenzeichen XY. Seit dem Abgang von Eduard „Ede“ Zmmermann hat diese Sendung leider an Kompetenz und Wahrheitsgehalt viel verloren.
    Dank CSI und Co. und daraus resultierende Sensationsgeilheit der Zuschauer, muß ein Fall inerhalb der Sendezeit „gelöst“ werden, oder soweit aufbereitet das der Täter in der „Fortsetzung“ gefasst ist…Auch auf die Gefahr hin, das durch Falschinformationen der unschuldige Nachbar besuch von SEK`s bekommt.
    Aber schon traurig das die Kripo so ein Armutszeugnis abliefert. Zeigt es doch wie desolat es mitlerweile dort zugeht. Ich fühle mich schon richtig sicher….

    Im übrigen :

    Lieber eine Waffe in der Hand, als einen Polizisten am Telefon.

  2. Lieber eine Waffe in der Hand als ein Polizist am Telefon?

    Der Spruch rettete mir heute den Tag.

    Obwohl mein amerikanischer Kumpel auch nen guten Spruch hat:
    I carry a Gun, because Cops are too heavy!

  3. Als ob die Griffschale der CO2 Waffe soviel bei den Ermittlungen im TV beitragen würde. Halte von der Sendung in den letzten Jahren abolut gar nichts mehr da es immer schlechtere Beweise gibt. Ich schaue sie nicht mehr.

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