Deutsche Welle: Subtile Hetze statt Fakten

Die Deutsche Welle berichtet über die Verfassungsbeschwerde von Grafe & Co. und die Sympathien sind klar verteilt. Waffen böse, Waffenverbot gut.

Schon die Überschrift und das Hintergrundbild lassen vermuten, dass hier entweder bewusst die Besitzer legaler Waffen diffamiert werden sollen oder die Redakteurinnen überhaupt nicht wissen, worüber sie berichten.

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„Schusswaffen sind kein Spielzeug“ – vollkommen richtig. Hat jemand das Gegenteil behauptet, oder an wen richtet sich diese Belehrung? Immerhin dreht sich der Beitrag um die Frage, ob Sportschießen mit dem Grundgesetz konform geht und nicht um Spielzeug. Kein Spielzeug, aber auch keine Sportwaffe ist das abgebildete, vollautomatische und somit unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallende G 36 C. Selbst wenn es hinsichtlich Lauflänge genehmigt und eine halbautomatische, in Deutschland zugelassene Zivilversion gäbe: Die montierte taktische Leuchte macht das Teil zum absoluten No-Go für deutsche Sportschützen. Aber wen stören schon solche belanglosen Details, wenn das Bildchen so schön martialisch aussieht und als Eyecatcher bestens funktioniert.

Dann geht es gleich zur Sache und zum x-ten mal wird die Graf’sche Fantasie-Statistik ohne jeglichen Zweifel an deren Wahrheitsgehalt munter weiterverbreitet:

Roman Grafe möchte sich nicht damit abfinden, dass in Deutschland Menschen mit Sportwaffen erschossen werden. Auf einer Deutschlandkarte hat er eine Grafik erstellt, um das ganze Ausmaß aufzuzeigen: Jeder Mord, der seit 1991 mit einer Sportwaffe verübt wurde, ist darauf mit einem Kreuz dokumentiert. Insgesamt mehr als 130.

Na, zum Glück kam er nicht auf die Idee die Fälle zu markieren, bei das Tatmittel keine „Sportmordwaffe“ war, dann würde man vor lauter Kreuzen kein Land mehr erkennen.

Der legale Besitz tödlicher Waffen zum Zweck des Schießsports stelle ein nicht hinnehmbares Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung dar. Die Gefahrenlage durch tödliche Sportwaffen sei letztlich unbeherrschbar, beklagt Roman Grafe. Und selbst der Bundestrainer der erfolgreichen Biathletinnen, Ricco Groß antwortet auf die Frage: „Was könnte man mit einem Biathlongewehr erlegen?“: „Wenn man nah genug dran ist – alles.“

Belege für diese angebliche „Gefahrenlage“? Bis auf die eigene „Statistik“: Fehlanzeige. Was der Hinweis auf Ricco Groß und das Biathlongewehr bezwecken soll, erschließt sich auch nicht ganz. Wenn man nahe genug dran ist, kann man auch mit einem Holzbein alles erlegen. Man muss nur oft genug draufhauen.

Aussagen wie diese und jeder Amoklauf bestätigen Roman Grafe in seiner Forderung, eine Verschärfung des deutschen Waffengesetzes durchzusetzen. Im Gespräch mit der Deutschen Welle verweist er auf Länder wie Japan und Großbritannien. In England und Wales ist der private Besitz von Revolvern und Pistolen verboten, seit 1998 ein Mann 16 Kinder an einer Grundschule erschoss. Und in Japan dürfen Bürger nur mit einer Lizenz ausschließlich Waffen zum Zwecke der Jagd besitzen.

Das völlig unbedeutende Detail, dass England und Wales seit dem Waffenverbot für die rechtstreuen Bürger mittlerweile zum Land mit der höchsten Gewaltkriminalitätsrate in der EU degeneriert ist, kehrt man dezent unter den Teppich.

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Nochmal zum Mitschreiben:

It has a higher homicide rate than most of our western European neighbours, including France, Germany, Italy and Spain.

Und das im gelobten England. Noch Fragen, Kienzle?

Auch das zweite, zur Ausschmückung des DW-Beitrags gezeigte Foto kann man im Kontext mit Sportschießen nur als geschmacklos, hart an der Grenze zur Volksverhetzung, verstehen:

Nicht Sportwaffen, sondern das ausnahmslos illegale Arsenal der NSU-Terroristen wird präsentiert.

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Die halbgare Bildunterschrift fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht. Umstritten sind Pumpguns nur bei Zeitgenossen, die mit Sportschießen im Allgemeinen und Flintenschießen im Speziellen nichts am Hut haben. Und „verboten“ ist nur die gezeigte Kombination mit einem Pistolengriff, nicht aber die Vorderschaftrepetierflinte an sich. Warum auch, rangiert doch ihre Deliktrelevanz, wenn man von dümmlichen Actionfilmen absieht, an Hand derer sich scheinbar mancher Journalist und Politiker seine Meinung bildet, im homöopathischen Bereich.

Seit in Brasilien ein zentrales Waffenregister eingeführt wurde, sank die Zahl der Opfer, die durch Schussverletzungen starben. Auch in Deutschland werden die bislang 5,5 Millionen Waffen, die sich legal in Privatbesitz befinden, seit Januar in einem zentralen Register dokumentiert – eine Konsequenz des Amoklaufs von Winnenden. Nicht die Politiker von Bundesländern und Bund, sondern die Europäische Union in Brüssel hatte auf eine solche EU-Richtlinie gedrungen.

Na klar, Brasilien als leuchtendes Beispiel für funktionierende „Gun-Control“? Lächerlich.

Die Mordrate und Gewaltkriminalität in Brasilien erreicht solche exorbitante Höhen, dass eine weitere Steigerung kaum noch möglich scheint und wahrscheinlich jede Maßnahme einen Rückgang bedeutet. Es gibt schlichtweg kaum noch Luft nach oben.

Und wenn wir schon dabei sind: Wer als gelungenes Beispiel für vermeintlich schusswaffenfreie Gesellschaften Japan erwähnt, aber großzügig über das genau so – theoretisch – schusswaffenfreie Jamacia hinwegsieht, der täuscht bewusst die Bevölkerung über die Wirksamkeit von Schusswaffenverboten. Die Werte aus der nachfolgendne Grafik stammen vom Guardian:

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Blöd, wenn Waffenverbote nicht funktionieren und das auch noch dokumentiert ist…

Immerhin räumt man dann DSB-Vizepräsident Jürgen Kohlheim ein paar Zeilen ein, um die Position seines Verbandes darzustellen. Mehr als eine Alibifunktion, um den Anschein einer ausgewogenen Berichterstattung zu wahren, hat das Ganze nicht.

So schließt denn der DW-Beitrag – natürlich – wieder im Sinne vom Journalistenkollegen Grafe:

Für Beschwerdeführer Roman Grafe und seine Mitstreiter der Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen“ zählt auch das Argument nicht. Er fordert, dass das Recht auf Leben gemäß Artikel 2 des Grundgesetzes gegenüber dem Recht auf freie Ausübung des Schießsports mit tödlichen Waffen überwiegt. Ein solches Urteil wäre für ihn wie ein Volltreffer für Sportschützen

Falsch, Frau Jäger.

Wenn ein Sportschütze „einen Volltreffer“ erzielt, dann macht er das aus sportlichem Ehrgeiz. Das Streben nach einer guten persönlichen Leistung im Training oder im Wettkampf ist nicht gegen Dritte gerichtet und nicht destruktiv.

Grafe geht es um völlig unverhältnismäßige Verbote zu Lasten von 1,5 Millionen Bürgern, die sonst höchstens durch ihre überdurchschnittliche Rechtstreue auffallen.

Die Karlsruher Richter haben sich sehr viel Zeit gelassen und werden, anders als viele Medienvertreter und Politiker, die Fakten hoffentlich nicht einfach ignorieren. Sie werden – hoffentlich – das tatsächliche, nicht das medial-ideologisch zusammenhysterisierte Gefährdungspotenzial bewerten, welches von den Besitzern legaler, registrierter Waffen ausgeht.

Ihre Entscheidung wird, zum dritten Mal „hoffentlich“ – wohl begründet und nachvollziehbar sein.

Für eine Seite wird es eine mächtige Ohrfeige geben. Warten wir ab, für welche…

7 Kommentare

  1. Wieder ein gutes Beispiel für den deutschen Qualitätsjournalismus. Das Schlimme daran ist,dass sich diese,nennen wir es berichterstattungsähnliche Schreiberei,nach dem Prinzip einer selbsterfüllenden Prophezeiung durch die Medienlandschaft frisst. Ein Journalist schreibt Schwachsinn und veröffentlicht diesen dann, 19 Kollegen schreiben den Blödsinn unbelesen und ohne jegliche Recherche einfach ab. Sollte dann nach dem Wahrheitsgehalt gefragt werden, heißt es: Wenn 20 Journalisten das schreiben muss was Wahres dran sein…

  2. Grafe ging es nie um die Opfer. Für ihn stellt es lediglich Selbstprofilierung dar und Publicity, um vielleicht irgendwann eines seiner unverkäuflichen Bücher zu verkaufen.
    Vor allem aber durch das klägliche und peinliche Scheitern seiner „Aktionen“ wie „16-Hanseln Großdemonstration“ wirkt er fortan wie ein trotziges Kind mit verletztem Stolz, dem es nur noch ums Rechthaben und nicht mehr um die Sache geht. Er ist auch im Aktionsbündnis Winnenden, ob seines kontraproduktiven Hau-Ruck Aktionismus nicht mehr gerne gesehen und denen ein Dorn im Auge!

  3. Jeder sucht ein Feld das er beackern kann.
    Dieser Typ glaubt halt auf dieser Schiene
    seine Profilierungssucht ausleben zu können.
    Letztendlich will jeder existieren und muss Geld verdienen, er versucht es halt so.
    Mit dem Werfen von Dreck kann man manchmal schon ein Einkommen sichern.

  4. Wenn man sich die Art der Berichterstattung in den aktuellen Medien über die letzten Jahre ansieht, fragt man sich, ob diese über Nachrichten berichten, oder diese selbst verursachen, bzw. lenken. Wird ein Kind von einem Kampfhund gebissen, (allein die Bezeichnung „Kampfhund“ halte ich für fragwürdig und wenig objektiv!) passieren die nächsten Wochen ständig solche Angriffe. Sehr merkwürdig solche Häufungen. Schießt in den USA jemand um sich, kommt die Frage: „Kann das bei uns auch passieren?“ Wie überleben wir bloss, in dieser fürchterlichen Welt und warum ist die Menschheit nicht schon längst ausgestorben???

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