Potenzieller Qualitätsjournalismus

Bei dem hanebüchenen Unsinn, der in Deutschland von den überregionalen Medien üblicherweise rund ums Thema Sportschützen bzw. legaler Waffenbesitz verbreitet wird, gerät man leicht in Versuchung, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Optimistisch dahingehend, dass man sich leichtfertig dazu hinreißen lässt, den verantwortlichen Redakteuren ein „dümmer geht’s nimmer“ zu unterstellen. Und damit der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass sich fortan das Niveau nicht weiter absenken lässt.

Doch wie das mit Hoffnungen so ist, sie werden enttäuscht.

Der heutige Preisträger des Niveau-Limbo heißt Jan Berger und dichtet für den Bild-Online-Verschnitt Tag24 Dresden:

Die Zahl zugelassener Schusswaffen in Sachsen stieg binnen eines Jahres um zehn Prozent – von 152.825 auf 168.404 (TAG24 berichtete). Doch die Kontrollen zur Aufbewahrung der potenziellen Todesmaschinen sind hier eher ein Witz und weisen erhebliche regionale Unterschiede auf.

Wow, das muss dem Herrn Berger erstmal einer nachmachen. Üblicherweise muss man wenigstens das erste Drittel eines Artikels mit Waffenbezug lesen, um den Nudging-Versuch eines Haltungsjournalisten zu entdecken. Er schafft das gleich im ersten Satz.

„Potenzielle Todesmaschine“.

Immerhin – er hat Recht. Eine Schusswaffe ist eine „potenzielle“ Todesmaschine. Schließlich hat man damit die Möglichkeit, den Tod Dritter damit herbeiführen, möglicherweise. Selbst wenn der Revolver oder das Ordonanzgewehr nicht mal geladen sind. Ein paar kräftige Schläge auf die Rübe des Opfers sollten reichen. Womit Schusswaffen in der gleichen Liga der potenziellen Todesmaschinen spielen wie ein Hammer, ein Stuhlbein oder ein Pflasterstein.

Aber Halt!

Nur mit der potenziellen Todesmaschine „Schusswaffe“ kann man doch ganz schnell ganz viele Menschen töten, nicht mit einem Pflasterstein!
Schachmatt, ihr Waffennarren, scheint da der über Waffenbesitz in Bürgerhand besorgte Journalist zu frohlocken!

Blöd nur, dass seit „Nizza“ und „Berlin“ mit dem Tatmittel „LKW“ auch dieses einstmals bei den Waffenbesitzverbotsbefürwortern so beliebte Argument wie eine Weihnachtsmarkt-Bretterbude in sich zusammengefallen ist…

Es folgt die detailierte Angaben von einigen sächsischen Landkreisen und den erfolgten bzw. nicht erfolgten Kontrollen mitsamt Verstößen.

Ordnungsämter der Kreise zuständig. Doch hier wird höchst unterschiedlich vorgegangen. Während der Kreis Bautzen im vergangenen Jahr 112 Kontrollen durchführte, waren es im benachbarten Kreis Görlitz gerade einmal sechs.

Im Vogtland nehmen die Behörden die Sache offensichtlich ernst. Letztes Jahr gab es 259 unangemeldete Kontrollversuche, bei denen 111 Mal der Schütze angetroffen wurde.

Bei 37 Waffenträgern – einem Drittel – gab es etwas zu beanstanden. Mal wusste die Ehefrau, wo der Schlüssel liegt, ein anderes Mal war das Sicherheitsbehältnis für die Pistole unzureichend.

Null Beanstandungen hatten die Kontrolleure der Stadt Leipzig bei ihren 111 Hausbesuchen.
(…)
In Chemnitz gab es 2018 gar keine Waffenschrank-Kontrolle.

Somit suggeriert man dem Leser, dass es Kontrolldefizite gibt. Gleichzeitig bleibt man ihm aber schuldig, wie viele Straftaten denn die sächsischen Waffenbesitzer mit ihren registrierten Waffen begangen haben bzw. wie viele davon durch stärkere Kontrollen hätten verhindert werden können. Das wäre das eigentlich Interessante, das wären, zumindest im Fall der begangenen Straftaten, Fakten. Die unterschlägt man aber. Entweder, weil man sich nicht dafür interessiert oder weil es keinen nennenswerten Missbrauch gab. So oder so ein Armtuszeugnis für den Berufsstand, der sich gerne als „4. Gewalt“ im Staat sieht, aber in der Praxis als Hofberichterstatter daher kommt.

Nachdem schon im ersten Satz der Redakteur seine Meinung zum Thema offenbart hat, offenbart er im letzten Satz, wer hinter dem Ganzen steck: Der grüne Innen“experte“ Valentin Lippmann, der, wenn er nicht gerade heldenhaft für Bürgerrechte eintritt, auf die Rechte von Bürgern eintritt.

„Das Kontrollniveau ist zu gering, es steht in keinem Verhältnis zum Anstieg des Waffenbesitzes“, prangert Landtagsabgeordneter Valentin Lippmann (Grüne) an.

Grüne Politiker und ihnen willfährig ergebene Journalisten. Immerhin potenzielle Vorbilder ihrer jeweiligen Zunft.

3 Kommentare

  1. Beachtlich wie solche servilen Bewerbungsschreiben von Dschornalisten an unsere politische Klasse ausfallen können.

    Wer solches Vokabular verwendet, der ist reif für den Besuch beim Facharzt, oder von der unbändigen Hoffnung getrieben der geschätzte Abgeordnete Lippmann möge ihn zukünftig positiv berücksichtigen…

  2. Zitat:
    „Bei 37 Waffenträgern – einem Drittel – gab es etwas zu beanstanden.“

    Meine Frage: Was ist denn ein „Waffenträger“?! Ein Kreuzer vielleicht,mit Maschinen-Kanonen, Raketenabschussbehältern und Minenlegevorrichtungen an Bord und 50 Mann/Frau Besatzung?! Junge! Warum hast du nichts gelernt?! Schau dir den Dieter an, der hat sogar ein Auto….usw.!Gutmenschen und Waffen-Nix-Verstehen-Woller in die Wüste!Dann schlafen wir wieder sicher! ;-))

  3. @ Jürgen,

    die kindlich naive Sprache solcher Qualitätsdschornalisten entspricht, ebenso wie deren Vokabular, meist dem geistigen Horizont und sehr sicher dem tatsächlichen Erkenntnisstand zum Thema.
    Waffen tragen darf in Deutschland jeder, nur führen nicht; aber das sind schon Details welche solche fake-news Verbreiter gar nicht interessieren.Warum auch? diesen Hetzern wird doch auch so hinreichend Gehör geschenkt und der von diesen verbreitete Unfug weitergetratscht.
    Es ist und bleibt das Niveau von Menschen die nach zwei Weltkriegen immer noch Das Heil allgemein im ausschließlich staatlichen Waffenbesitz sehen, warum angesichts des historischen Hintergrunds bleibt aus demokratischer Perspektive unerklärlich.

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