Kein Salut, ist das gut?

Wie die „Sächsische Zeitung“ (kompletter Artikel online nur für Abonnenten einsehbar) berichtet, sollte ein Salutkommando der Großenhainer Freischützengesellschaft, einem Wunsch aus der Politik entsprechend, die Verabschiedung von Professor Patzelt von der TU Dresden umrahmen. Dazu ist es aber nicht gekommen:

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Der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer hätte es gern gesehen, wenn die CDU den Politikprofessor Werner Patzelt mit einem Salutschießen an der TU Dresden verabschiedet und in ihren Reihen des CDU-Wahlkampfteams begrüßt hätte. Das hatten Patzelts Studenten vorgeschlagen.

Fischer rief also in Großenhain an. Schließlich hatten die Schützen der Freischützengesellschaft 1860 Großenhain, Abteilung Stadtwache zu Hayn, schon Ministerpräsident Stanislaw Tillich in Ehren mit Salutböllern verabschiedet. Das war an einem Donnerstagabend. Am Montag sollte die Verabschiedung der TU Dresden stattfinden – zu kurzfristig, so das Ordnungsamt Dresden, um alle möglichen Genehmigungen einzuholen.

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Ein rein zeitliches Problem also? Wohl nicht, denn im Gespräch der SZ mit Michael Enger, erster Vorsitzender der Großenhainer Freischützengesellschaft, zeigt sich schnell, der Konflikt sitzt viel tiefer. Auf die Frage, ob es möglicherweise noch einen Nachholetermin gibt, wie Fischer angeregt hatte, lehnt er ab. „Sicher nicht, ich halte das für keine gute Idee“, so Enger.

Liegt das an der umstrittenen Person von Patzelt, dem AfD-Nähe vorgeworfen wird? „Nein, ich bin rückblickend auch vom Salutschießen bei Tillich nicht begeistert“, antwortet Enger. Die Großenhainer Schützen sollten solche Auftritte meiden und sich ganz auf runde Geburtstage der Schützenbrüder und Schützenfeste konzentrieren, wie es im Statut festgelegt ist. Nur der Vorstand befinde über solche Auftritte. Ein unmissverständliches Zeichen: es gibt dazu unterschiedliche Meinungen unter den Schützen.

Salutschießen ist Brauchtum, das 2015 sogar als fester Bestandteil des Schützenwesens in Deutschland in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Doch das Brauchtum „Böllern“ hat es schwer in einer Zeit, in der jeder Böllerer als Storchenschreck gilt – schlimmer, er könnte ein Militarist sein. Armin Benicke, Schütze und Vorsitzender des Großenhainer Fliegervereins, ist ein offensiver Verfechter dieses Brauchtums.

Dafür hat er kürzlich erst einen Rüffel vom Vorstand gefangen, doch er bleibt dabei. „Wie wollen wir den Bürgern denn diese Tradition nahebringen, wenn wir sie selber nicht mehr pflegen?“ fragt er und hofft, dass sich die Schützen auf ihrer Jahresmitgliederversammlung am 16. März im Alberttreff dazu grundsätzlich aussprechen.

Denn die Schützen haben noch eine ganz andere Debatte: den Tag der Sachsen. Der Vorstand der Großenhainer Freischützen möchte ohne Waffen am historischen Festumzug teilnehmen. Andere finden das hinter vorgehaltener Hand schlicht „albern“ nur in Uniformen zu laufen.

Dabei hat das Kuratorium den sächsischen Schützen unter strengen Auflagen das Tragen der historischen Vorderlader erlaubt. Anzumelden haben sie sich beim Kreisschützenmeister Röder-Mulde, Alois Langwieser aus Sacka. Das Salutschießen ist dagegen nur noch wenigen vorbehalten.
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Die Schützen sind namentlich hinterlegt und durchlaufen bei der Überprüfung jedes Mal einzeln einen Sicherheitscheck durch Polizei, LKA und Verfassungsschutz. Außerdem sind Sachkundenachweis und Versicherung vorzulegen und strenge Auflagen vor Ort einzuhalten. Doch dazu muss erst einmal grundsätzlich klar sein, was die Schützen selbst wollen.

Die Schützenfreunde aus Großenhain dürften sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben und für beide Seiten kann man Verständnis aufbringen.

Das eigentliche Problem wird, ob bewusst oder nicht, weder von den beteiligten Vereinsvertretern, noch im Zeitungsartikel angesprochen:

Viele Schützen sind es leid, zur folkloristischen Umrahmung aller möglicher Festivitäten herangezogen zu werden und, hier sei Professor Patzelt ausdrücklich ausgenommen, gegenüber Menschen oder Gruppen Ehrenbezeugungen zu erbieten, die im politischen Alltag womöglich aktiv gegen Sportschützen bzw. Waffenbesitz agitieren.

Das an Paranoia grenzende Misstrauen, das man seitens des Gesetzgebers gegenüber Schützen hegt, wird im Zeitungsartikel ja gut beschrieben. Es reicht nicht, dass vor die Erwerbserlaubnis einer WBK-pflichtigen Schusswaffe eine Reihe enormer finanzieller und bürokratischer Hürden aufgebaut werden. Es reicht nicht, dass man als Erlaubnisinhaber fortwährend staatlicher Kontrolle unterliegt und Grundrechte für anlasslose Kontrollzwecke preisgeben muss. Der so bereits mehrfach und fortwährend überprüfte Waffenbesitzer wird, falls er sich bei der uralten Schützentradition des Salutkommandos aktiv beteiligen möchte, auch nochmal und nochmal überprüft.

Welche enormen Gefahren für die innere Sicherheit würden sich schließlich auftun, wenn ein rechtstreuer, unbescholtener, mehrfach hinsichtlich Zuverlässigkeit und persönlicher Eignung überprüfter Schütze einfach so Salut schießen dürfte? Mit einer – Gott stehe uns bei – ECHTEN Flinte oder ECHTEM Ordonanzgewehr in der Öffentlichkeit?!? Alleine der Gedanke an als in besonders hohem Maße rechtstreu geltende Waffenbesitzer, die mit deliktisch nahezu irrelevanten Langwaffen in der Öffentlichkeit ein paar Platzpatronen abschießen, scheint Teilen der Obrigkeit schlaflose Nächte zu bereiten und den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben.

So sind zwei Dinge nicht verwunderlich:

Erstens, dass die Ministerialbürokratie bei der Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie in nationales Recht schamlos den Versuch unternimmt, noch weitere Gängelungen, Verbote und Bürokratie ins ohnehin extrem überregulierte Waffengesetz einzubauen und die Anzahl der Fallstricke, in denen sich Bürger verheddern können, nochmals erhöhen.

Zweitens, dass derart gegängelte und diffamierte Bürger, deren einziges Vergehen das Ausüben einer dem linksgrünen Zeitgeist widerstrebenden, politisch unkorrekten Sportart ist, keine Lust mehr haben, diese fortwährenden Misstrauensbezeugungen durch die Politik auch noch durch folkloristische Auftritte in ihrer Freizeit zu honorieren.

Das nun ausgerechnet Professor Patzelt nicht in den Genuss eines Salutschießens kam, ist bedauerlich.

Dafür kann er sich aber auch bei seinen neuen Parteifreunden aus der CDU bedanken. Deren Mandatsträger, je höher diese sich von der kommunalen Ebene entfernen, wagen es kaum bis gar nicht, sich öffentlich für die berechtigten Belange der Schützen einzusetzen. Und dies allen beschwichtigenden Sonntagsreden zum Trotz. Zu groß scheint die Angst zu sein vor ein bisschen Gegenwind aus Richtung der sog. „öffentlichen Meinung“.

Selbst bei der Bewerbung eines hohen Schützenfunktionärs um ein Bundestagsmandat erschien es den sächsischen CDU-Parteistrategen angebracht, dieses Amt des Kandidaten auf der Homepage des Wahlkämpfers unerwähnt zu lassen. Auch das Herumgeiere eines Bundesministers des Inneren auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit willkürlich festgelegter Altersgrenzen im Schießsport ist dem Autor noch zu gut in Erinnerung…

Klare Statements für den mündigen, verantwortungsbewussten, Waffen besitzenden Bürger kommen, wenn überhaupt, aus den Reihen der FDP bzw. AfD – auch beim aktuell die Waffenbesitzer belastenden Thema EU-Waffenrichtlinie.

So lange hierzulande ernsthaft darüber nachgedacht wird, ausgerechnet Vorderladerwaffen, Dekogerümpel und Magazine mit größerer Kapazität registrier- bzw. erlaubnispflichtig zu machen, so lange ernsthaft darüber nachgedacht wird, die Kontrolldichte bei Waffenbesitzern noch enger und strenger zu fassen, so lange sollten Schützen nur dort ihr Brauchtum und ihre Traditionen pflegen, wo man sie auch entsprechend wertschätzt.

Und diese Wertschätzung ist leider in weiten Teilen der Politik, wo ausschließlich die Reduzierung und Regulierung der registrierten und kaum für Straftaten missbrauchten, legal besessenen Schusswaffen im Fokus steht, selten der Fall.

Aber vielleicht geht dem Einen oder Anderen irgendwann doch noch ein Licht auf, dass man Terroristen nicht durch schärfere Waffengesetze vom Erwerb von mühelos quer durch Europa geschmuggelten Kriegswaffen abhält. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…

Ein Kommentar

  1. Also mal wieder, was für ein paranoider Scheiss…
    Davon abgesehen hat zumindest der IM Schleswig-Holstein offenkundig erkannt das für die innere Sicherheit die Hauptgefahr von „Munition im Meer“ soll, ausgerechnet…
    Zeigt zumindest was für ahnungslose Personen da als Minister der Bürokratie ausgeliefert sind…
    Allein in Kiele liegen bestimmt noch 5000 Blindgänger an Land. Wird halt mangels Fachwissen der Politik einfach ignoriert.
    Oder die Muna Hallschlag, da rosten Kampfstoffgranaten durch und gasen aus…, auf der Muna Bamberg liegen mindestens 30 Tonnen Zählost im Boden, interessiert nicht…
    Wichtig ist dagegen das Dekoschrott und VL registriert werden…
    Das die Ok Sprengstoff aus Minen der Balkankriege nach Europa verkauft interessiert nicht

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