Kein Waffen-Wunder in Down Under…

Es ist erst ein paar Jahre her, das galt England mit seinem strengen Waffengesetz als leuchtendes Vorbild aller Waffenverbieter. Entgegen der Heilverkündungen zeigte sich sehr bald, dass die paradiesischen Zustände ausblieben und trotz weitreichenden Waffenverboten Gewaltkriminalitäts- und Mordrate nicht fielen, sondern Anstiege verzeichneten. Deshalb musste Ersatz her. Und der wurde schnell gefunden:

Australien ist der neue Liebling der Waffenverbieter.

Grund für die Jubelarien in zahlreichen Redaktionsstuben:

Nach einem Amoklauf wurden halbautomatische Langwaffen verboten und im Anschluss sank die Zahl der Tötungsdelikte. Das Handelsblatt titel sogar gönnerhaft Richtung Präsident Trump:

Und das Handelsblatt frohlockt:

Wenn US-Präsident Donald Trump an diesem Freitag auf seinen australischen Kollegen Malcolm Turnbull trifft, sollte er gut zuhören. Denn in Australien gilt als Paradebeispiel dafür, wie eine Nation sich entwaffnen kann, ohne entrechtet zu werden.

Denn nach einem Massaker mit 35 Toten hat die australische Regierung ihr Waffengesetz radikal verändert. Und ist heute sicherer als je zuvor.

Und weiter heißt es:

Seit 22 Jahren hat es nun in Australien keine Massenschiesserei mehr gegeben. Die Zahl der Gewaltverbrechen mit einer Feuerwaffe ist auf ein Minimum geschrumpft. 2014 fiel die Mordrate auf unter eine Person pro 100.000 Einwohnern – ein Fünftel im Vergleich zu den USA.

Nun ist man es als Konsument der deutschen Qualitätselaborate ja gewöhnt, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was einem da serviert wird. Die Frage lautet deshalb stets:

Stimmt das überhaupt?

Und wenn Zahlen ohne Bezug präsentiert werden:

Im Vergleich zu was?

Nach drei Minuten googlen kann man den Handelsblatt-Artikel einordnen.

Ja, in Australien sinkt seit 1996 tatsächlich die Mordrate. Immerhin wurde der Leser nicht belogen.

Allerdings ist es doch nur die halbe Wahrheit, denn die Mordrate sank schon lange vorher – und ist zwischendrin sogar über das Niveau des Verbotsjahres geklettert:


Quelle: http://crimestats.aic.gov.au/NHMP/1_trends/

Und dann vergleichen wir das einfach mit anderen zivilisierten Ländern, z. B. der Schweiz. Hier gab es keine entsprechenden Verbot von Halbautomaten. Ganz im Gegenteil, nach wie vor stehen alleine ca. 600.000 vollautomatische Kriegswaffen in Privathaushalten in der Schweiz.


Quelle: https://www.bfs.admin.ch/bfsstatic/dam/assets/4262024/master

Auch in der Schweiz geht die Anzahl der Tötungsdelikte seit Jahrzehnten zurück. Und liegt, trotz hohem Bewaffnungsgrad der Schweizer, deutlich unter der australischen Rate.

Das gleiche Bild ergibt sich für die USA. Seit Jahrzehnten sinkende Mordraten. Und das, obwohl gerade unter der Obama-Administration der Waffenbestand Jahr für Jahr gigantische Zuwächse erzielte.

Quelle: https://ucr.fbi.gov/

Nicht anders die Situation in Deutschland: Trotz 5,7 Millionen legaler und vermutlich mindestens 20 Millionen illegaler Schusswaffen im Land geht die Anzahl der Tötungsdelikte kontinuierlich zurück. Und liegt auch hierzulande unter der des „gelobten Landes“ Australien:

Von Eike Sauer – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5535815

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6tungsdelikt_(Deutschland)

Das Handelsblatt betreibt, wie auch andere deutsche Medien, im Bezug auf die Waffenrechtsverschärfung und Kriminalitätsentwicklung in Australien Rosinenpickerei. Es ist eine auf selektiver Wahrnehmung und der Weglassung von Vergleichsgrößen basierende Desinformation der Leserschaft bzw. Zuschauer.

Australien ist im Vergleich zu anderen zivilisierten, demokratischen Industrieländern nicht sicherer. Würde man in den Vergleich noch andere Faktoren wie die geografische Lage mit einbeziehen, würde Australien z. B. gegenüber dem Transitland Deutschland mit seinen tausenden Kilometer offenen Landgrenzen deutlich schlechter abschneiden.

So gesehen ist es zu bezweifeln, dass sich ein Vernunftsmensch wie Donald Trump vom schönen Märchen von den wirkungsvollen australischen Waffenverboten glauben wird.

Nachtrag 27.02.2018:

Gefunden auf Facebook / Zach Slattery:

4 Kommentare

  1. Na ja, auch das Handlesblatt ist stramm auf Kurs der Antiwaffenmafia.

    Geht in AUS die Beschlagnahmerate der Luty-MPs noch nach oben?

  2. Moin, gabs ein Problem mit den Links?

    Kein Problem, ab 2 enthaltenen links muss man die Kommentare aber manuell freischalten und ich habs nicht gleich mitbekommen.
    B. K.

Kommentare sind geschlossen.