Zeit für die Smartgun

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Wie putzig! Die „Zeit“ frohlockt euphorisch:

Ausgerechnet ein deutscher Waffenhersteller könnte in den USA die Debatte über schärfere Waffengesetze neu beleben. Die Münchner Firma Armatix steht kurz davor, ihre Kleinkaliberpistole iP1 auf den amerikanischen Markt zu bringen. Das Modell funktioniert nur gemeinsam mit einer Armbanduhr, die nach Eingabe eines Codes ein Signal sendet und die Waffe entsperrt. Das soll Missbrauch nahezu unmöglich machen.

Die Armatix-Pistole soll schlappe 1.399 Dollar kosten, die obligatorische Uhr nochmals 399. Für knapp 1.800 Dollar erhält der US-Waffenbesitzer dann eine Pistole, mit der nur der schießen kann, der den Zahlencode kennt.

Für die eindimensionale Weltsicht von Befürwortern restriktiver Waffengesetze, davon scheint es unter „Zeit“-Redakteuren jede Menge zu geben, klingt das natürlich ganz toll und vollkommen plausibel.

Eine „intelligente“ Waffe, schon gibt es keinen Waffenmissbrauch mehr und die Zahl der Schusswaffentoten sinkt von den angeblich 30.000 Opfern schlagartig auf Null. Mehr noch, den uneinsichtigen, waffennärrischen Amis mit ihrer unmoralischen Neigung hin zu Schusswaffen wird mal wieder eine Lektion aus Deutschland erteilt.

In der Realität sieht das natürlich anders aus.

Ein Selbstmörder, der sich mit seiner eigenen Waffe erschießt, erschießt sich auch mit einer Smartgun.

Ein kriminelles Gangmitglied, dem auch und gerade in den USA ohnehin der legale Weg zum Erwerb einer Feuerwaffe versperrt ist, wird auch weiterhin mit illegalen AK 47 oder Mac-10 auf seine Rivalen ballern.

Ein durchgedrehter Familienvater oder Amokläufer mit legaler Waffe, Liebling der deutschen US-Waffenmissbrauchs-Klischees, ist auch in den USA eher die Ausnahme und nicht die Regel. Da würde sich mit Smartgun für die Opfer auch nichts ändern.

Bleibt eigentlich nur die (unbeabsichtigte) Schussabgabe durch Dritte, die man durch eine so gesicherte Waffe verhindern könnte.

Dazu bedarf es aber keiner sündhaft teuren Teutonen-Smartgun, das schafft man ebenso zuverlässig mit einem simplen Abzugsschloss für ein Hundertstel des Preises oder durch einen 50-Dollar-Safe.

Wäre dann noch die Frage offen, welche politische Unterstützung ein Hersteller in den USA erwarten kann, der schon in Europa durch zumindest zweifelhaftes Lobbying nicht unbedingt positiv aufgefallen ist.

Der Luzerner CVP-Nationalrat Pius Segmüller hat 2009 in einer Motion ein Gesetz für Waffensicherheit verlangt. Und stand gleichzeitig im Sold einer Herstellerin von Waffensicherungssystemen. Dies schreibt die «Handelszeitung», die sich auf vertrauliche Dokumente stützt, die Segmüller für die bayerische Armatix verfasst hat. Der Bundesrat lehnte das Gesetz schliesslich ab.

Ganz bestimmt ist den Amerikaner auch nicht verborgen geblieben, dass man in Deutschland einen Innenminister a. D. angeworben hat, der in einem Smartgun-Werbevideo auftritt, in dem auch noch eine anschauliche Anleitung zum Tresorknacken geliefert wird.

Letztendlich werden, davon bin ich überzeugt, pragmatische Erwägungen der Amerikaner einen Strich durch die Rechnungen von Armatix und der erträumten Lizenz zum Gelddrucken machen. Im Gegensatz zu hiesigen Gepflogenheiten ist man dort keineswegs erpicht darauf, dass rechtstreue Bürger durch kompliziert zu bedienende, stör- oder manipulationsanfällige „Smartguns“ gegenüber illegal und konventionell bewaffneten Rechtsbrechern benachteiligt werden und von Gesetzes wegen ins Hintertreffen geraten.

Aber lassen wir der „Zeit“ ihre (Vor-)Freude und ihre naive Hoffnung, dass am deutschen Smartgunwesen die US-Waffenwelt genesen möge, die herbe Enttäuschung wird früh genug folgen.

Mehr zum Thema:

Armatix-Dossier von Katja Triebel
Den Bock zum Gärtner gemacht

3 Kommentare

  1. Na nicht böse sein, die Zeit läßt sich gern einspannen, aber bescheißen, wie von Amatrix, läßt sich die Red. auch nicht!

    Jedenfalls steht in den Kommentaren alles wesentlich zum Unsinn dieser Produkte!

    Peter

  2. Was solls!

    ZO hat so viele „Techniktrottel“ in der Redaktion und sicher auch genügen Naivlinge welche die Mär gerne glauben. Obwohlich meine mich zu erinnern das auch diese Redaktion zeitnah Den Verweis auf Studien zu unkonventionellen Schusswafffen (Von Luty bis Pfeiffer) wiederholt in den Kommentaren bekommen hatte 2013.

    Was für mich bedeutet: Ganz klar Lobbyarbeit, und wohl nicht umsonst, da die Fakten auch bei ZO eigentlich hinreichend bekannt sind.
    Kann man diese Lobbyverbindungen nicht mal grafisch, wei ein pol. Kontaktdiagramm, darstellen und veröffentlichen?

    Und weils so schön ist:

    https://www.youtube.com/watch?v=Dv33pCUkL

    Und was die 30000 Toten angeht, so sind davon doch wohl konstant 2/3 Suizide..mit der eigenen Waffe?

    Und vom restlichen Drittel laut FBI zu ca, 95% milieugebundene Gewalt?

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