Volkes Meinung

Die Berichterstattung über die Tragödie von Dossenheim hat überraschend schnell nachgelassen. Nach dem ersten medialen Hyperventilieren und reflexhaften Verbotsforderungen aus dem Stuttgarter Innenministerium findet man auch in der einen oder anderen Zeitung zur Sachlichkeit zurück.

So hat z. B. die „Neue Württembergische Zeitung“ in der Göppinger Fußgängerzone Passanten nach derer Meinung zu einem strikten Waffenverbot befragt. Der entsprechende Artikel ist auch online verfügbar.

Eine Meinungsäußerung möchte ich herauspicken, da sie mir „typisch“ für viele Mitbürger erscheint:

Man hat zwar eine Meinung, aber eigentlich weiß man gar nicht, worüber man redet.

„Die Gefahr, die von Waffen generell ausgeht, macht ein Verbot auf jeden Fall notwendig“, sagt hingegen Riccardo Rapisarda. Dies gelte nicht nur für Schusswaffen, auch bestimmte Messer oder Schlagringe sollten verboten werden.

Ich habe das „vor Ort“ wie folgt kommentiert:

Die Meinung von Riccardo Rapisarda bringt die Problematik von Umfragen zum Thema Waffenrecht/Waffenbesitz genau auf den Punkt.

Er hat, wie die meisten Menschen in Deutschland, keine oder wenig Kenntnis vom Waffengesetz und fordert deshalb Verbote (bestimmte Messer und Schlagringe), die längst existieren.

Das ist aber kein Vorwurf an den Befragten.

Wer nicht gerade selbst Jäger oder Sportschütze ist, hat eben normalerweise nichts mit dem Waffengesetz zu tun und kennt deshalb auch die entsprechenden Paragrafen nicht. Was man meint, über das Thema zu „wissen“, hat man dann eben aus den Medien und hier liegt das Problem.

Es erfolgt keine sachliche Information, kaum ein Redakteur recherchiert und taucht tiefer in die Materie ein. Man orientiert sich an anderen Artikeln, deren Verfasser auch irgendwo abgeschrieben haben und so werden immer die gleichen Klischees, Halb- und Unwahrheiten wiederholt und verbreitet und der Leser/Zuschauer glaubt das. Das Thema „Waffenbesitz“ schafft es nur in die Medien, wenn wie in Dossenheim eine legale Schusswaffe für ein Tötungsdelikt eingesetzt wurde oder in den USA irgend etwas spektakuläres passiert ist.

Dann ist wieder der übliche Antiwaffenhype angesagt und Einzelfälle, bei denen man in anderen Zusammenhängen so großen Wert darauf legt, keine Minderheiten in Sippenhaft zu nehmen bzw. zu pauschalisieren, werden zum Aufhänger für weitreichende Verbotsforderungen.

Täglich sterben in Deutschland Menschen durch Gewaltverbrechen, die wenigsten schaffen es in die Nachrichten. So entsteht beim Medienkonsument der Eindruck, dass wir ein Problem mit legalem Waffenbesitz hätten, weil über diese seltenen, aber oft spektakulären Fälle viel reißerischer und intensiver berichtet wird.

Tatsächlich finden ca. 80 % aller Tötungsdelikte ganz ohne Schusswaffenbeteiligung statt und bei den restlichen 20% sind 19 von 20 Tatwaffen illegal im Besitz des Täters. Bei den wenigen verbliebenen, legalen Tatwaffen handelt es sich dann auch noch zum Teil um Dienstwaffen von Polizisten.

Ein Großkaliberverbot würde die Opferzahl bestenfalls im Promillebereich senken und das auch nur unter der weltfremden Annahme, dass nur Sportschützen oder Jäger keinen Mord ohne Schusswaffe begehen können und nicht auf andere Tatmittel ausweichen würden, so wie ohnehin der größte Teil der Täter.

Soweit mein Leserkommentar auf der oben verlinkten Seite.

Uns „Waffenlobbyisten“ wird also nichts weiter übrig bleiben, als weiter Flagge zu zeigen und unseren Senf dazuzugeben, wenn irgendwo falsch und unsachlich über Waffenbesitz berichtet wird. Wir müssen die Fakten vermitteln, so lange in weiten Teilen der Medienlandschaft eher Desinformation betrieben und Meinung gemacht wird. Uns bleibt nichts anderes übrig, als auch zum 154. Mal die gleichen Phrasen und Latrinenparolen durch Fakten zu widerlegen, so wie 153 mal zuvor. Auch wenn uns der Mist mittlerweile noch so sehr zum Hals heraushängt und wir unser Freizeit wesentlich sinnvoller verbringen könnten.

Wir wollen und können nicht aus jedem Bürger einen Waffenbefürworter machen. Aber wir müssen unablässig Fakten liefern, um wenigstens eine Meinungsbildung auf rationaler und nicht nur auf der emotionalen Ebene, derer sich die Antiwaffenlobby so virtuos bedient, zu ermöglichen.

Vielleicht ist es ein kleiner Erfolg unserer gemeinsamen Anstrengungen, dass das im Fall Dossenheim anfänglich betriebene Sportschützen-Bashing relativ schnell nachgelassen hat. Und vielleicht schaffen wir es auch irgendwann, dass die Relationen wieder ins rechte Verhältnis gerückt und das seltene Phänomen Schusswaffenmissbrauch nicht zur gefühlten, allgegenwärtigen Bedrohung der inneren Sicherheit hochdramatisiert wird.

5 Kommentare

  1. Super Artikel und toller Online-Kommentar.

    Bismarck sagte mal, wenn die Bürger wüssten wie Gesetze und Würste gemacht werden, würden sie erstere nicht mehr beachten und zweitere nicht mehr essen.

  2. Volle Zustimmung, wir sind gezwungen, immer wieder gebetsmühlenartig Fakten zu publizieren und in Diskussionen einzubringen. Hinzu kommt noch die Darstellung des Waffenumgangs und der Waffenwirkung im Abendprogramm des Fernsehens, das nur in seltenen Fällen mit der Realität überein stimmt. Dies ist ebenfalls eine Quelle des Waffenverständnisses von Personen, die ansonsten unbeleckt vom Waffengesetz sind.

  3. Gut geschrieben der Artikel.

    Ich glaube nicht das unsere Politik einen Plan hat von dem was Sie Waffengesetzmässig beschließt.

    Nach 20 Jahren Kampfsport wurden dann auf einmal Kletterkrallen, Shuriken und ein paar weitere Trainingsgeräte einfach verboten.

    a) Wieviele Tote gab es durch Kletterkrallen = 0
    b) Wie will man die Teile unauffällig transportieren bestehen ja schließlich aus massiven Eisen.

    Nunchakus wurden verboten nicht weil man damit jemanden auf den Kopf hauen kann (weil das ist ja nicht einfach und erfordert jahrelanges Training) sondern weil man damit jemanden erwürgen kann ! (In der Bundesrepublik Deutschland ist der Umgang mit Nunchaku und anderen Waffen, „die nach ihrer Beschaffenheit und Handhabung dazu bestimmt sind, durch Drosseln die Gesundheit zu schädigen“, verboten)

    Naja wenn ich jemanden Erwürgen will kaufe ich auch ein Nunchaku das ja auch unauffällig und bequem zu transportieren ist wird ja auch von allen Spezialeinheiten Weltweit eingesetzt (ironiemode OFF)

    Hauptsache mal was beschlossen wovon die die den Beschluss fassen wahrscheinlich gar keine bis nur ein vom Hörensagen Wissen besitzen.

    Naja es gibt ja noch den Waffenladen meines Vertrauens da finde ich alles was ich brauche „WMF“ 😉

    Viele Waffenlose Grüße aus Bayern

    Ninja

  4. Hoffentlicgh bekommen die Waffenfeinde von Rot-Grün bei der Bundestagswahl so einen auf den Sack, daß wir mindestens 4 Jahre Ruhe vor ihren blödsinnig-ideologischen Forderungen haben.

    D.h.: zur Wahl gehen und schwarz-gelb wählen!

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