rbb: Fakten nicht genehm? Machen wir halt ’ne Umfrage daraus!

Was macht man beim Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb), wenn man Fakten vermitteln muss, die so ganz und gar nicht ins Schema dessen passen, was man gerne vermitteln möchte?

Man könnte natürlich das machen, was man eigentlich von einer „Nachrichtensendung“ erwartet, nämlich Nachrichten zu senden. Auch dann, wenn diese Nachrichten dem verantwortlichen Redakteur bzw. seinen Vorgesetzen nicht ins Weltbild passen.

Leider hat man sich dagegen entschieden und statt dessen die unliebsamen Fakten in „Brandenburg Aktuell“ vom 21.10.2012 in einen Bericht verpackt, der unter der Überschrift „Fehlt ein strenges Waffengesetz“ durch die Nennung von Argumenten „dafür“ und „dagegen“ eine gewisse Neutralität vorgaukelt.

Der Begleittext zum Videolink bringt es auf den Punkt:

Für die Schützen ist Schießen ein Sport wie jeder andere. Also kein Grund, das Waffenrecht zu verschärfen? In Brandenburg wurden im Jahr 2011 150 Straftaten mit Schusswaffen begangen. Nur ein Bruchteil davon geschah mit legalen Pistolen und Gewehren. Warum also deren Besitz noch weiter reglementieren?

Genau, warum eigentlich?

Immerhin erfährt der interessierte Zuschauer, wie viele registrierte Waffen und Erlaubnisinhaber es in Brandenburg gibt:

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120.000 legale Schusswaffen, verteilt auf 41.000 Sportschützen, Jäger und Waffensammler. Macht durchschnittlich 2,93 Waffen pro Nase.

Auch die „enorme“ Misbrauchsquote kommt schwarz auf weiß auf den Bildschirm:

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(Vor wenigen Wochen hat die gleiche Sendung auf dem gleichen Sender übrigens noch von 113.000 Waffen und 40.000 Besitzern berichtet und gleich den Bogen zu Straftaten mit Schusswaffen geschlagen. Wahrscheinlich sah man sich durch die zahlreichen Proteste der rechtstreuen Waffenbesitzer genötigt, deshalb „irgendwie“ die korrekten Zahlen nachzuliefern..)

An weniger als fünf Prozent von 150 Straftaten mit Schusswaffen waren demnach die o. g. Besitzer legaler Waffen beteiligt. Fünf Prozent von 150 sind 7,5.

Gehen wir also davon aus, dass es sage und schreibe sieben missbräuchliche Verwendungen von Schusswaffen legalen Ursprungs in Brandenburg gab und lassen wir die Möglichkeit, dass ein Teil davon auch Dienstwaffenträger zu verantworten haben könnten, unberücksichtigt.

Sieben von 120.000. Eine Quote von 0,00583 Prozent!

Damit wäre eigentlich alles gesagt. Eigentlich.

Wenn der rbb bei einer Missbrauchsquote von 0,00583 % allen ernstes danach fragt, ob ein schärferes Waffengesetz erforderlich ist und dies dramaturgisch mit den obligatorischen „Winnenden“-Einspielern und Statements von obrigkeitsgläubigen Linkspartei-Parlamentariern ausschmückt, dann fragt man sich, was das eigentlich soll.

Die präsentierten Fakten sprechen eine deutliche Sprache und zeigen, wieder einmal, dass die tatsächliche „Bedrohung“ durch legale Waffen mit den gefühlten und durch bestimmte Medien und Politiker fleißig geschürten Ängsten nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.

Anstatt es dem Zuschauer zu überlassen, ob er den statistisch kaum darstellbaren Missbrauch legal besessener Schusswaffen nun für sich persönlich als „Bedrohung“ auffasst oder nicht, gibt man dem TV-Gucker die Marschrichtung vor.

Vermutlich, damit das BKA es auch im nächsten „Bundeslagebild Schusswaffenkriminalität“ wieder extra betonen muss:

„Insgesamt machen Straftaten, in denen Schusswaffen verwendet wurden, nur 0,2% der in der PKS erfassten Fälle aus. Daher ist das für die Bevölkerung aus der Waffenkriminalität resultierende Gefährdungspotenzial als gering zu bewerten.

Beim rbb scheint die persönliche Meinung des verantwortlichen Nachrichtenredakteurs jedenfalls mindestens genau so viel zu wiegen, wie nüchterne, nachprüfbare, unliebsame Zahlen.

Oder, wie es Christian Morgenstern ausdrücken würde:

Und er kommt zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil, so schließt er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf.

Besser könnte ich das auch nicht ausdrücken. 😉

4 Kommentare

  1. Wunderbar auf den Punkt gebracht.

    Der Bericht gaukelt dem Zuschauer eine neutrale Aufbereitung vor, dabei werden – wie immer – Fakten unterdrückt (Memmingen wird nicht erwähnt, die über alle Parteien inkl. Staatsanwaltschaft und Polizei gebildete Meinung GEGEN Zentrallager wird nicht erwähnt), falsche Behauptungen werden aufgestellt (Der Vater in Winnenden hatte keine Munition rumliegen lasse) und man präsentiert einen angeblich neutralen Beamten (Ex-Bundespolizist und Privatwaffenbesitz-Gegner J. Marsch von den LINKEN) gegenüber einem älteren Sportschützen.

    Dann bringt man noch ein paar Antworten einer Umfrage, deren Fragestellung man nicht kennt.

    Die Frage: „Erfurt und Winnenden haben über 30 Tote gefordert. Wie stehen Sie zu Privatwaffenbesitz?“ wird andere Antworten ergeben als die Frage: „Im gesamten Bundesgebiet wurden 2010 in 27 Fällen legale Waffen beschlagnahmt. Ist dies Grund genug, privaten Waffenbesitz zu verbieten?“

  2. Der RBB ist anscheinend gerade am großen Rundumschlag und man merkt wie gewöhnlich bei solchen Säuberungsaktionen nicht auf wen oder was man einschlägt. Hauptsache es geht auch annähernd in die „richtige“ Richtung. Kollateralschäden werden wie Üblich bei Linken/Grünen billigend in Kauf genommen. Aus der Vergangenheit nichts gelernt.

  3. Die Meinungsmache kennt man schon.
    Aber diese Leute verstehen nichts von Prozentrechnung und können nicht mal (5%) größer von kleiner unterscheiden, wie soll man das denn ernst nehmen. Leider sinkt der Bildungsgrad der Bevölkerung auch, und damit kann man sie auch leichter beeinflussen. Schade, dass wir uns mit solcher Propaganda herumschlagen müssen, wo doch
    die legalen Waffenbesitzer die gesetzestreuesten Bürger überhaupt sind.

  4. “Erfurt und Winnenden haben über 30 Tote gefordert. Wie stehen Sie zu Privatwaffenbesitz?”

    Ich würde antworten:
    „Autofahren hat dieses Jahr rund 4.000 Tote gekostet, Tendenz wieder steigend. Seit 1960 ca. 600.000.
    Haben Sie einen Führerschein?“

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