Schulamok in Bremen: Brettspiele schuld?

Ein bewaffneter Irrer rennt in eine Schule und schießt wahllos um sich. Tötet und verletzt wehrlose Kinder, unbewaffnete Lehrkräfte und auch sonst alles, was ihm über den Weg läuft. Die Szene kommt Ihnen bekannt vor? Erfurt? Winnenden? Nicht ganz.

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Es geschah vor bald hundert Jahren in Bremen.

Beim Amoklauf an einer Bremer Mädchenschule am 20. Juni 1913 an der Sankt-Marien-Schule in Bremen-Walle wurden fünf Mädchen im Alter von sieben bis acht Jahren getötet sowie 18 weitere Kinder und fünf Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt. Bei dem Täter handelte es sich um Ernst Friedrich (oder Erich) Schmidt, einen scheinbar geistig verwirrten 30-jährigen Lehrer ohne Anstellung, der aus Bad Sülze, Mecklenburg (bzw. seinen gefälschten Papieren zufolge aus Sülze bei Hannover) stammte.

Egoshooter, Gewaltvideos, dynamische Schießsportarten, Paintball, Glotze, Rapper, Internet – alles, was heute „Experten“ als Auslöser von solchen brutalen Gewalttaten ausgemacht haben, gab es nicht.

Aus heutiger Sicht hätte der Bremer Amoklauf mangels der zuvor genannten Punkte gar nicht stattfinden dürfen, zumindest in der Theorie. Leider widerlegt die Praxis hin und wieder die Theorie und durchgeknallte Psychopathen killen Unschuldige. 2002 in Erfurt, 2009 in Winnenden oder eben 1913 in Bremen.

So bleibt nur die traurige Gewissheit, dass Amokläufe weder in der Vergangenheit zu verhindern waren noch heute oder gar in der Zukunft jemals zu verhindern sind.

Aber vielleicht findet sich in den Archiven noch der Bericht einer „Expertenkommission“ von 1913, die im Schachspiel, wo man ja bekanntlich Damen schlägt oder gar Bauern opfert, die Wurzel des Übels gefunden zu haben glaubt. Wer weiß.

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